Den Faschismus mit seinen Wurzeln zerstören

Stellungnahme der Zentralen Leitung der KO vom 2. Februar 2023

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Vor 90 Jahren, am 30. Januar 1933, wurde den Faschisten vom deutschen Kapital die Macht übertragen, indem Adolf Hitler vom Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt wurde. Ein Jahrzehnt später, am 2. Februar 1943, kapitulierte die 6. Armee der Wehrmacht in Stalingrad und die gewonnene Schlacht der Roten Armee der Sowjetunion leitete die Wende im zweiten Weltkrieg ein. Dazwischen lag eines der blutigsten Jahrzehnte der Menschheitsgeschichte, die der deutsche Imperialismus zu verantworten hat – ein Jahrzehnt des Mordens, des Raubs und des schärfsten Klassenkampfs nach innen und außen, welches erst zwei Jahre nach Stalingrad, 1945, beendet sein sollte.

Der 30. Januar 1933

Der 30. Januar 1933 und die Machtübertragung an den deutschen Faschismus waren keine „Betriebsunfälle“ der Weimarer Republik. Das deutsche Monopolkapital war Anfang der 1930er Jahre in Bedrängnis: Die Oktoberrevolution in Russland hatten der kommunistischen Bewegung weltweit Aufwind gegeben, und trotz der gescheiterten Novemberrevolution und den niedergeschlagenen Aufständen und Kämpfen der 1920er Jahre in Europa gewannen die kommunistischen Parteien an Einfluss, allen voran die Kommunistische Partei Deutschlands, die KPD. In der faschistischen Bewegung in Gestalt der NSDAP hatten die deutschen Monopole und ihre Unternehmer, die Thyssens und Stinnes und Flicks, das politische Mittel entdeckt, mit dem sie die Kommunisten schlagen wollten. Der Antikommunismus war schon immer fester Bestandteil des Faschismus. Carl Friedrich von Siemens warb 1931 in New York vor der General Electric Company für Verständnis: „Die Wurzel der Hitlerschen Bewegung ist der Kampf gegen den Sozialismus, das heißt gegen den Marxismus … er ist gegen die ungezügelte Vorherrschaft des Parlamentarismus gerichtet, wie sie leider in unserer Verfassung vorgesehen ist“. Hitler selbst bekräftigte dies in seiner Rede am 26. Januar 1932 vor hunderten Industriellen und Bankiers: Er wolle „den Marxismus bis zur letzten Wurzel in Deutschland ausrotten“. Es waren nicht die deutschen Volksmassen und schon gar nicht die Arbeiterklasse, die die faschistische Bewegung aufbauten und die NSDAP an die Macht brachten. Im Gegenteil: Die Hauptfunktion des Faschismus war es, die organisierten und klassenbewussten Teile der Arbeiterklasse zu unterdrücken, ihre Organisationen zu zerschlagen, ihnen ihre praktischen und theoretischen Führer zu nehmen und sie massenweise zu ermorden. Die SPD hatte dem wenig entgegenzusetzen. Sie hatte mit der Burgfriedenspolitik im ersten Weltkrieg, ihrer konterrevolutionären Praxis in der Novemberrevolution und in den 1920er Jahren und nicht zuletzt in der Unterstützung Hindenburgs gezeigt, dass sie fest auf der Seite der bürgerlichen Klassendiktatur stand.

Die bürgerliche Klasse hat seit der Entstehung des Kapitalismus zwei Waffen in ihren Händen geführt, Zuckerbrot und Peitsche, Repression und „liberale“ Reformen. Aber mit dem Faschismus steigerte sich diese Gewaltanwendung gegenüber der Arbeiterklasse, die bereits historisch in Russland bewiesen hatte, dass sie der Bourgeoisie die Macht entreißen und den Sozialismus aufbauen konnte. Der 30. Januar 1933 leitete die offene terroristische Herrschaft des deutschen Kapitals ein, welche Millionen Menschen das Leben kostete: Kommunisten und andere politische Gegner, Juden, Roma und Sinti, Rotarmisten und viele weitere wurden in und außerhalb der Konzentrationslager ermordet. Den höchsten Blutzoll im zweiten Weltkrieg zahlten die Sowjetunion (mehr als 25 Millionen Menschen) und China (20 Millionen Menschen) im Kampf gegen die faschistischen Achsenmächte um Deutschland, Italien und Japan.

Der 2. Februar 1943

Der Überfall der deutschen Faschisten auf die Sowjetunion entsprach den expansionistischen Interessen des deutschen Monopolkapitals, auch hier handelte es sich nicht um einen „Betriebsunfall“. Er hatte außerdem von Beginn an, seit dem Überfall am 22. Juni 1941, den Charakter eines Vernichtungskrieges. Nicht nur wurde die Zivilbevölkerung massenhaft massakriert und dem Hungertod ausgesetzt, es war auch ein Kampf zur Vernichtung des Sozialismus als einer alternativen, friedlichen Gesellschaftsordnung, auf die die Arbeitermassen weltweit ihre Hoffnung setzten. Es war ein Klassenkampf im internationalen Maßstab und hatte damit grundsätzlich anderen Charakter als die faschistischen Aggressionen gegen Großbritannien und Frankreich, die selbst eine antisowjetische Linie und ihre eigenen imperialistischen Ziele verfolgten. Der Kriegsgerichtsbarkeitserlass des Oberkommandos der Wehrmacht vom 13. Mai 1941 zeugt von der gesteigerten Brutalität: Zivilpersonen waren zur Erschießung freigegeben und sollten bei Straftaten nicht mehr vor Standgerichte oder Kriegsgerichte kommen, die Mörder der Wehrmacht mussten keinerlei Verfolgung für von ihnen begangene Verbrechen fürchten – ein Aufruf zu Raub und Mord.

In der Schlacht um Moskau 1941 hatte die Rote Armee bewiesen, dass die Blitzkriegstrategie gegen die Sowjetunion nicht ohne weiteres umsetzbar war. Die Wehrmacht hatte bis Ende 1941 ein Drittel ihrer Truppen verloren und war für die klimatischen Bedingungen nicht gerüstet. 1942 konnte sie keine breite Angriffsoffensive starten, das „Unternehmen Barbarossa“ wurde auf ein strategisches Ziel fokussiert: die Rohstoffquellen des Südens zu erobern oder sie zumindest der Sowjetunion zu entreißen, sodass die Rote Armee ohne Treibstoff nicht mehr weiter hätte kämpfen können. Die strategische Lage Stalingrads hätte es der Wehrmacht bei einer Eroberung erlaubt, die Treibstoffversorgung Richtung Norden zu unterbinden und die kaukasischen Gebiete zu sichern. Es war ein Krieg um die Ölquellen von Maikop, Grosny und Baku, aber der deutsche Faschismus strebte weiter, nach Mossul und über Afghanistan bis Indien. Es ist dem heroischen Widerstand und Kampfeswillen des sowjetischen Volkes zu verdanken, dass er so weit nicht kam und dass bei Stalingrad der Krieg eine Wende nahm. Die Einkesselung der 6. Armee, der 4. Panzerarmee und rumänischer Verbände in der „Operation Uranus“ bei Stalingrad verhinderte den endgültigen Fall der Stadt Ende 1942, die Kapitulation der faschistischen Verbände erfolgte erst am 2. Februar 1943.

Die Umstellung der Volkswirtschaft der UdSSR auf die Kriegsproduktion in einem Ausmaß, dass die Verbrecher aus Deutschland nicht für möglich gehalten hätten, die Disziplin der Roten Armee, die Einsicht, dass jede Kraftanstrengung notwendig war, um sich gegen die eigene Ausrottung und Versklavung zu verteidigen – ohne diese Faktoren hätte der Kampf um Stalingrad einen anderen Ausgang genommen. Und damit auch der zweite Weltkrieg insgesamt: der Zugang zu den Ressourcen der Südsowjetunion und darüber hinaus hätten einen langen Krieg gegen den Sozialismus im Osten und gegen die imperialistischen Rivalen im Westen erst möglich gemacht. Die Bedeutung Stalingrads war auch den Faschisten bewusst: Zwei Tage nach der Kapitulation bei Stalingrad, am 4. Februar 1943, erklärten der Rüstungsminister Speer und der Vorstandsvorsitzende der „Reichswerke Hermann Göring“, Paul Pleiger vor Hitler, dass ohne das nun bedrohte Donezbecken eine Ausweitung der Produktion unmöglich sei. Gut zwei Wochen später, am 18. Februar 1943 erklärte der Reichspropagandaminister Goebbels den „totalen Krieg“.

Der Sieg der Roten Armee bei Stalingrad ermutigte die Widerstandsbewegung in allen vom Faschismus besetzten Ländern. Er symbolisierte die Hoffnung auf eine Vertreibung der faschistischen Verbrecher und setzte sich fort in den Niederlagen der Wehrmacht in Nordafrika und in der Panzerschlacht von Kursk im Juli 1943, in der Vernichtung der Heeresgruppe Mitte und der Befreiung Weißrusslands durch die Rote Armee in der Operation Bagration Mitte 1944 sowie in der endgültigen Niederlage der Faschisten im Mai 1945.

Wir gedenken all denen, die im Kampf für die Freiheit und für den Aufbau einer menschenwürdigen Welt im Sozialismus ihr Leben ließen und allen Opfern imperialistischer Barbarei. Wir erinnern an diejenigen, die sich den faschistischen Räubern entgegenstellten und die Sowjetunion mit allem verteidigten, was sie hatten. Und auch wenn der Krieg heute zwischen Imperialisten geführt wird und kein Krieg gegen den Sozialismus ist, wissen wir: wenn Rheinmetall bald neue Kampfpanzer mit dem alten Namen „Panther“ am Fließband produziert und diese „Panther“ wieder Richtung Osten rollen könnten, wo sie 1943 ihren Ersteinsatz bei Kursk hatten, dann ist es keine Geschichtsvergessenheit, die das möglich macht. Es ist der Imperialismus selbst, der diese Barbarei hervorbringt.

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