Hans Christoph Stoodt
Vor 500 Jahren, am 15. Mai 1525, siegten die Truppen des Feudaladels über die Bauern und Bürger, die sich ihnen unter Führung des evangelischen Pfarrers Thomas Müntzer in Thüringen zu einem vorläufig letzten Gefecht entgegenstellten. Tausende Aufständische starben im ungleichen Kampf gegen die professionellen Landsknechtstruppen der Fürstenkoalition. Müntzer wurde gefangengenommen, gefoltert und am 27. Mai hingerichtet.
Damit endete im Wesentlichen der Bauernkrieg, die größte revolutionäre Aktion auf deutschem Boden vor 1848/49 und 1918/19, mit einer Niederlage. Auch die bürgerlich-demokratische Revolution von 1848 und der Versuch einer proletarischen Revolution im November 1918 und den folgenden Monaten endeten mit Niederlagen und scheiterten daran, die notwendigen gesellschaftlichen Veränderungen durchzusetzen, obwohl der historische Moment dafür gegeben war. Die spezifische Form, in der in Deutschland die bürgerliche Gesellschaft den Feudalismus ablöste, spiegelt sich in diesen drei Ereignissen und ihrer Verbindung untereinander besonders deutlich wider. Im Folgenden soll dargestellt werden, wie der Bauernkrieg verlief, warum er mit einer Niederlage endete und welchen Stellenwert das für die Herausbildung bürgerlicher Verhältnisse in der deutschen Geschichte hatte. Abschließend wird erläutert, wie diese Abfolge von Ereignissen von den Klassikern des Marxismus und der historisch-materialistischen Geschichtswissenschaft diskutiert wurde und wird.
Der Übergang vom Feudalismus zur bürgerlichen Gesellschaft und seine besondere Form in den deutschen Territorien
Anders als in Frankreich und England konnten sich in Deutschland und Italien starke politische Zentralmächte erst im 19. Jahrhundert durchsetzen. Während in England und Frankreich Jahrhunderte früher ein Bündnis aufstrebender bürgerlicher Kräfte aus den Städten mit einem König den großen Adel und damit auch den kirchlichen Feudaladel nach und nach politisch dominieren konnte, gelang das in Deutschland nie. Das hatte Konsequenzen für die Entwicklungsformen des im Schoß der feudalen Gesellschaft entstehenden Kapitalismus.
In den sich vielfach überschneidenden, immer komplexeren Herrschafts- und Ausbeutungsbeziehungen des europäischen, weltlichen und kirchlichen Feudaladels stellte das Königtum, wie Friedrich Engels in seiner Schrift Über den Verfall des Feudalismus und das Aufkommen der Bourgeoisie bemerkt, ein „progressives Element“1 dar – geeignet, im Bündnis mit den sich in den Städten entwickelnden bürgerlichen Experten des Rechts und der Verwaltung sowie des Handelskapitals die Macht der größeren und kleineren Feudalherren in Schach zu halten und auf der ökonomischen Basis einer sich allmählich überall durchsetzenden Ware-Geld-Beziehung2 zurückzudrängen.3 Im Auflösungsprozess der feudalen Herrschaft konnte es so in Frankreich und England im Verlauf des 17. und 18. Jahrhunderts zu zentralisierten Nationalstaaten kommen, die einen stabilen Machtrahmen für die Entwicklung des frühen Kapitalismus bildeten, bis dieser sich im 19. Jahrhundert dann voll durchsetzte. Anders im (erst später so genannten) Deutschland, wie schon Friedrich Engels feststellte: „In ganz Europa gab es nur zwei Länder, in denen das Königtum und die ohne es damals unmögliche nationale Einheit gar nicht oder nur auf dem Papier bestanden: Italien und Deutschland.“4Vor dem Hintergrund dieser besonderen Stellung Deutschlands in Europa lässt sich verstehen, warum der bürgerliche Nationalstaat hier erst vergleichsweise spät entstand. Er wurde schließlich 1871 auf den Trümmern der Commune von Paris und „von oben“, in einem reaktionären, gegen die Arbeiterklasse gerichteten Bündnis von preußischem König, ostelbischen Junkern und Großbourgeoisie wie der Krupp-Unternehmerdynastie gegründet.
Eine zentrale Rolle für den besonderen deutschen Entwicklungsweg am Ende des Mittelalters und in der frühen Neuzeit bildete eine Serie von unterschiedlichen revolutionären Bewegungen, deren Höhepunkte die Reformation und der Bauernkrieg bildeten. Seit den 1950er Jahren hat sich, inspiriert von der sowjetischen Geschichtsschreibung,5 in der historisch-materialistischen Geschichtswissenschaft für diese Epoche der Begriff der „deutschen frühbürgerlichen Revolution“ etabliert, der auf Friedrich Engels 1884 formulierte Notizen zum deutschen Bauernkrieg Bezug nimmt – mehr dazu später. Der in sich vielfältig differenzierte Bauernkrieg von 1525 stellte in seinem linken Flügel den militantesten, radikalsten und am weitesten vorangetriebenen Angriff auf die überkommene Feudalordnung in den deutschen Territorien dar. Sein Scheitern hatte weitreichende Konsequenzen.
Dezentralisierte Zentralisation: Klassenkämpfe in Deutschland um 1500
Um 1500 lebten in den deutschen Territorien etwa 13 Millionen Menschen, davon waren etwa 90 Prozent Bauern und deren Familien. Die sozialökonomische Entwicklung in den deutschen Gebieten des Reichs verlief uneinheitlich und widersprüchlich, aber insgesamt in Richtung der Herausbildung kapitalistischer Verhältnisse. Noch aber war nicht klar, wann, in welchen konkreten Formen und mit welchem politischen Überbau das geschehen würde. Deutschland im heutigen Sinne existierte noch nicht. Die später deutsch genannten Gebiete, in denen sich seit dem Frühmittelalter der Feudalismus herausgebildet hatte, verfügten über keine gemeinsame Sprache und keinen gemeinsamen Markt. Es fehlt im 15. und frühen 16. Jahrhundert nicht an Forderungen, dies zu ändern, aber an sozialen Trägern, die diese Forderungen hätten durchsetzen können. Dies trifft etwa auf Teile der Kirche zu, die eine stärkere Macht der Konzilsversammlungen verlangte, aber auch auf die vielfachen Ideen einer Reform der politischen Institutionen des Reichs zur Begrenzung der päpstlichen Macht bereits im 15. Jahrhundert.
Die wirtschaftliche Entwicklung verlief uneinheitlich. In einzelnen Gebieten gewann der Bergbau eine entscheidende Bedeutung (Mansfelder Revier, Erzgebirge, Ostalpen) und legte den Grund für die Entstehung von Handels-, Zins- und Bankkapital, in anderen Gebieten konnten Textilerzeugung, Schiffbau, Metallverarbeitung und Buchdruck noch keine ähnliche Rolle spielen, tendierten aber dazu. Auf dem Land herrschte weiterhin einfache Warenproduktion, in den Städten hemmte die Zunftordnung das Entstehen des Kapitalismus. Dennoch: Teile des Bürgertums in den Städten gingen im Rahmen dieser gebremsten Entwicklung zu kapitalistischer Produktion in Manufakturen und der Heimarbeit eines entstehenden Proletariats in Form des Verlagswesens6 über. Einigen wenigen Unternehmen gelang es, besonders begünstigt durch ihr Eindringen in den Kupfer- und Silberbergbau, rasant zu großen Kapitalgesellschaften aufzusteigen, die sehr schnell zu mächtigen politischen Akteuren wurden. So etwa die Unternehmerdynastien der Familien Fugger und Welser, deren ungeheurer Reichtum das Entstehen von ersten Formen des Bankkapitals begünstige. Aber das bildete die Ausnahme und führte eben nicht zu einer allgemeinen kapitalistischen Entwicklung, sondern begünstigte sogar in seiner speziellen „deutschen“ Form die Verhinderung einer solchen Entwicklung durch die enge Kooperation mit dem hohen Feudaladel. Dieser trieb seine dezentralen Interessen voran. Der DDR-Historiker Manfred Kossok merkte dazu einmal an: „Die Schwäche der frühkapitalistischen Entwicklung in Deutschland bestand darin, daß sich das Handels-, Bank- und Wucherkapital in das bestehende Feudalsystem weitgehend einpasste. … Auch bleibt zu beachten, daß die frühkapitalistische Entwicklung auf regionale Zentren, die nicht selten gegeneinander gerichtete Sonderinteressen verfolgten, eingegrenzt blieb…., d.h. dieselben Triebkräfte, die in anderen Staaten auf nationale Zentralisation drängten, begünstigten im Fall des heiligen Römischen Reichs infolge der spezifischen politischen Machtverhältnisse die territoriale Aufsplitterung (‚dezentralisierte Zentralisation‘)“.7 Aufgrund dieser Lage gelang es Adel und Klerus, über Steuern und Abgaben einen wesentlichen Teil des entstehenden Kapitals in ihr Eigentum umzulenken.
Entscheidende Widersprüche der Zeit sind einerseits die zwischen neu entstehender Bourgeoisie in den Städten und dem weltlichen wie kirchlichen Feudaladel, andererseits die sich verschärfenden Kämpfe zwischen Feudaladel und den Bauern. Gerade auch leistungsstärkere Bauernwirtschaften, die begannen, ihre Erzeugnisse auf den Markt zu bringen, unterlagen verschärfter Ausbeutung bis hin zu neuen Formen der Leibeigenschaft, besonders in Südwestdeutschland. Dies führte bereits im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert immer wieder zu bäuerlichen Aufständen wie dem „Armen Konrad“ (1514), den Bundschuhaufständen mit Joß Fritz als herausragendem Organisator, dem Österreichischen Bauernkrieg von 1515 und anderen. Zu neuen Formen gesellschaftlicher Klassenwidersprüche entwickelten sich die Kämpfe zwischen der entstehenden Bourgeoisie und dem sich entwickelnden Proletariat, insbesondere im Bergbau. Daneben gab es innerhalb der herrschenden Klasse, den Feudaladligen, interne Auseinandersetzungen zwischen dem hohen und dem niedrigen Adel, zwischen der schwachen Zentralgewalt des Kaisers und den relativ starken Fürsten, die ein Interesse daran zeigten, vom feudalen Personenverbandsstaat zu Territorialstaaten überzugehen,8 was wiederum die Herausbildung eines gemeinsamen Marktes und Staats bremste und behinderte. Die deutschen Territorien entwickelten sich darum in einer spezifischen Form der „dezentralisierten Zentralisation“.9Diese facettenreiche Entwicklung begünstigte es, dass erhebliche Teile des gesellschaftlichen Mehrprodukts nicht für eine kapitalistische Entwicklung zur Verfügung standen. Gerade der kirchliche Feudaladel verschleuderte das durch Abgaben angeeignete Vermögen in einem teils mit riesigen Summen geführten korrupten Kampf um Ämter und die mit ihnen gegebenen erweiterten Ausbeutungsmöglichkeiten, aber auch für Luxus- und Repräsentationsausgaben. Für letzteres war der Bau des Petersdoms in Rom das bekannteste Beispiel. Für ersteres spielten später die Vorgänge um die nach kirchlichem Recht illegale Ämterhäufung des Mainzer Erzbischofs Albrecht von Brandenburg eine wichtige Rolle, ermöglicht durch die Bestechung des Papstes. Dies wurde wiederum durch einen Kredit bei der Unternehmerdynastie der Familie Fuggern finanziert, dessen Refinanzierung durch den Ablasshandel besonders abstoßende Formen annahm, um Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Insgesamt spielten diese Episoden, ähnlich wie die Bestechungen um die Wahl des späteren Kaisers Karl V. (1519), für die Auslösung der Reformation und damit der frühbürgerlichen Revolution eine bedeutende propagandistische Rolle.
Luther oder Müntzer: Revolution in der Theologie oder Theologie in der Revolution?
Als Beginn der Reformation wird üblicherweise der 31. Oktober 1517 gefeiert. An diesem Tag soll der damalige Wittenberger Theologe Martin Luther10 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche geheftet haben, mit denen er zu einer öffentlichen Disputation um das Ablasswesen aufrief. Dieser Akt machte ein sehr viel allgemeineres Problem deutlich und wirkte deshalb wie ein Brandsatz – auch weil der erst vor kurzem entwickelte Buch- und Flugschriftendruck mit beweglichen Lettern möglich machte, dass die Thesen in kürzester Zeit allgemein bekannt wurden. Im Kern besagten sie: Der Ablasshandel ist nichtig. Es sei weder nötig noch möglich, durch Erwerb eines schriftlichen „Ablassbriefs“ in Geldform kirchliche Sündenstrafen abzuleisten, die man für die kirchliche Absolution von gebeichteten Sünden auf sich zu nehmen hatte.
Konkreter Hintergrund war das oben genannte Interesse des Mainzer Erzbischofs, durch den intensivierten Handel mit Ablassbriefen in seinem Territorium seinen Kredit bei den Fuggern zu refinanzieren. Sehr zum Ärger des sächsischen Kurfürsten Friedrich sollte dieser Handel auch auf dessen Territorium ausgedehnt werden, das teilweise der geistlichen Jurisdiktion des Mainzer Erzbischofs angehörte. Kurfürst Friedrich hatte, damit seine Untertanen ihr Geld nicht auf unsicheren und weiten Wallfahrten nach Rom, Jerusalem oder Santiago de Compostela, sondern in seinem Territorium ausgaben, eigens eine riesige Sammlung von Reliquien angekauft, die unter anderem einen Teil der Windeln Jesu aus der Krippe im Stall von Bethlehem zu enthalten behauptete.11 Zu solchen Reliquien auf Wallfahrt zu gehen war nicht selten Teil einer kirchlichen Sündenstrafe oder galt als religiöser Verdienst. Die kurfürstliche Reliquiensammlung war folglich ein Versuch, Menschen und Geld im Land zu halten. Darum verbot Friedrich den Ablasshändlern des Mainzer Erzbischofs ihren Beutezug auf das Geld der kurfürstlichen Untertanen in seinem Territorium – und Martin Luther lieferte die theologische Grundlage dafür, indem er dem Ablasshandel generell die theologische Grundlage entzog.
Die rasch eskalierende theologisch-politische Auseinandersetzung führte zu Luthers zentralen Aussagen, die das gesamte mittelalterliche theologische und kirchenrechtliche Selbstverständnis der Feudalkirche vollständig in Frage stellten und zur Kirchenspaltung führten:
- Die Existenz der Kirche dient der Predigt biblischer Aussagen, aber nicht der durch die Kirche exklusiv vermittelten Heilsgewissheit.
- Jeder gläubige Mensch steht gleichsam unmittelbar, ohne kirchliche Vermittlung oder die Fürsprache von „Heiligen“, Gott gegenüber – die Kirche ist als Vermittlungsinstanz dafür letztlich überflüssig.
- In Theologie und Kirche gilt nur das, was sich aus der Bibel ableiten lässt (und nicht menschliche Regeln, die stets an partikularen Interessen orientiert sind).
Mit diesen und vielen weiteren Aussagen und praktischen Maßnahmen zerstörte die reformatorische Theologie, die in der Zeit weniger Monate zur Volksbewegung wurde, das fast 1000 Jahre alte Selbstverständnis der mittelalterlichen Gesellschaft. Dieses war zuvor zentral geprägt durch die bisherige Kirche und ihre Ordnungen. Luther wurde insbesondere durch seine programmatische Schrift An den christlichen Adel deutscher Nation von 1520, die auf älteren Forderungen aufbaute und Forderungen der sich entwickelnden humanistischen Wissenschaften aufgriff,12 im Lauf kurzer Zeit zum Sprecher der entstehenden Bewegung. Diese hatte ein klar antifeudales Potential, blieb aber in ihrer Stoßrichtung von Seiten Luthers zugleich strikt im Rahmen eines Bündnisses mit den weltlichen, territorialstaatlichen Fürsten. Auf diese Weise wurde deren bittere Konkurrentin, die Feudalkirche mit ihren zahllosen Territorien und Einnahmequellen, aus dem innerfeudalen Konkurrenzverhältnis ausgeschlossen. Das führte Luther als möglichen Verbündeten auch an die Seite der städtischen Bourgeoisie und des niederen Adels wie etwa der Reichsritterbewegung, die je auf ihre Weise unter der Ausbeutung des kirchlichen Feudaladels litten.
Diese in sich widersprüchliche historische Situation spiegelte sich in den ökonomischen und politischen Forderungen der Reformschrift von 1520 wider. Dies ist der bleibende historische Verdienst Luthers in der deutschen politischen Geschichte, was etwa Marx zu der Bemerkung führte, Luther sei „der älteste deutsche Nationalökonom“13 gewesen. In diesem Sinn ist Luther ein Analyst der ökonomisch-politischen Verhältnisse Deutschlands zu Beginn der frühen Neuzeit gewesen, der für „Deutschland“ im Rahmen des Heiligen Römischen Reichs die bis dahin ungelöste nationale Frage formulierte. Gleichzeitig stellte er damit objektiv auch die Frage nach dem Übergang vom Feudalismus zur bürgerlichen Gesellschaft. Dass er das in einer weitgehend theologischen Sprache tat, entsprach der Funktion der Theologie als der damals noch immer entscheidenden Form gesellschaftlicher Selbstverständigung.
Doch dauerte es nur kurze Zeit, bis sich die Reformation als Bewegung selbst entsprechend der Fraktionen und inneren Klassenwidersprüche ausdifferenzierte – bis hin zur direkten Konfrontation ihrer entstehenden unterschiedlichen Flügel miteinander. Bereits 1521 konnte Luther die über ihn verhängte Reichsacht – also ein Urteil, das ihn faktisch aus der Gesellschaft ausstieß und ihn zum Vogelfreien machte – nur überstehen, weil er durch Kurfürst Friedrich geschützt wurde. Dies geschah, indem Luther zum Schein auf die Wartburg entführt und dort längere Zeit verborgen gehalten wurde (was er zur Arbeit an der Übersetzung der Bibel nutzte, wodurch er einen unüberbietbar großen Anteil an der Entwicklung einer einheitlichen deutschen Sprache gewann). Radikalere Kräfte der Reformation entstanden vielerorts und forderten – nun in der Regel mit Berufung auf die Bibel – kirchliche, aber auch politische Reformen bis hin zu Forderungen nach radikaler Gleichheit aller Menschen in der Gesellschaft, ja sogar der vollständigen Gütergemeinschaft.
Luther widersprach solchen Stimmen früh und mit wachsender Entschiedenheit, beginnend mit seinem Auftreten in den „Wittenberger Unruhen“. Hier war es im Frühjahr 1522, ausgehend von Luthers Positionen kirchenrechtlicher und theologischer Art, zu einer gewissen Radikalisierung der Bewegung gekommen. Darauf konnte Luther, der immer noch auf der Wartburg saß, keinen Einfluss nehmen. Auf eigene Faust aus der Sicherheit des kurfürstlichen Asylorts abreisend, fuhr er nach Wittenberg und griff – durchaus im Interesse des Kurfürsten – mäßigend auf die Bewegung gegen Zölibat, Mönchtum, Bilderverehrung und für einen deutschsprachigen Gottesdienst ein. Dieses lokale Ereignis von Luthers sogenannten „Invocavit-Predigten“ (Predigten während der kirchlichen Fastenzeit vor Ostern) hatte erneut allgemeine Bedeutung. Es markiert Luthers Übergang vom Sprecher der gesamten reformatorischen Bewegung zum Parteigänger auf deren gemäßigtem Flügel. Dieser orientierte auf eine Koalition von Reformation und Territorialfürsten bei – im Wesentlichen – Aufrechterhaltung der „weltlichen“ gesellschaftlichen Strukturen, ein Programm der bürgerlich-gemäßigten Reformen im nicht infrage gestellten Machtrahmen der Fürsten.14Diesem Programm stand in zunehmender Verbreitung das Programm der radikalen Reformation15 gegenüber. Die Wittenberger Unruhen im März 1522 waren mitausgelöst worden durch die Ankunft der sogenannten „Zwickauer Propheten“ in Wittenberg am 27. Dezember 1521, im Zentrum der Reformation. Bei ihnen handelte es sich um eine seit 1520 aktive Gruppe von sogenannten Tuchknappen aus einem der Zentren der sächsischen Textilproduktion, Zwickau, also einem frühproletarischen Milieu stammend. Dort waren sie auf den Luther-Schüler und -Freund, den reformatorischen Theologen und Pfarrer Thomas Müntzer16 getroffen und beide Seiten hatten einander beeinflusst.
Der entscheidende Gegensatz zu Luther bestand in der Art der Bibel-Interpretation. Für Luther war die Bibel als schriftlich fixiertes Dokument die Grundlage jeder Diskussion – alle Beteiligten mussten sich immer wieder auf ihren genauen Wortlaut beziehen. Für Müntzer lebte Schriftauslegung aus dem, was er das „innere Licht“ nannte: Assoziationen, Eingebungen, spontane Interpretationen, die als Wort des anwesenden heiligen Geistes verstanden wurden, sich aber nicht im Bibeltext objektiv überprüfen ließen.17 Das führte zu radikalen Konsequenzen, die im Verlauf der weiteren Ereignisse zum Gesellschaftsprogramm der radikalen Reformation beitrugen.
Dieses Programm war keineswegs identisch mit dem aller Bauern während des nun folgenden Bürgerkriegs von 1524 bis1526, sondern stellt auch in dessen Zusammenhang den äußersten linken Flügel dar. Der sowjetische Historiker Smirin hat dieses Programm in seinem bereits genannten Buch von 1947 als das einer „Volksreformation“ gekennzeichnet. Zu greifen ist es weniger in einem zusammenfassenden Text als im Verlauf der Tätigkeit Müntzers, seiner auf einzelne Entwicklungen eingehenden Schriften und Briefe.
Müntzers Bedeutung besteht in der mystisch18 inspirierten theologischen Radikalität und dem Versuch ihrer praktischen, gesellschaftlichen Verwirklichung, für die es durchaus eine objektive Grundlage gab: „Für die wohlhabenden Schichten wurde die Reformation zum Vorwand, um sich auf Kosten der ärmeren zu bereichern. Auf diese Weise betrog man die Volksmassen um die Früchte ihres Kampfes und um ihre berechtigte Hoffnung auf eine fühlbare Besserung ihrer Lage. Das wurde im Jahr 1524 weithin deutlich, als in zahlreichen Reichsstädten die Reformation im bürgerlich-gemäßigten Sinne Luthers legalisiert und damit beendet werden sollte. So blieb nur eine Weiterführung der Reformation durch die Kraft der Volksmassen, der armen und unterdrückten Schichten in Stadt und Land. Dazu mussten aber zwei Voraussetzungen erfüllt werden: die Ausarbeitung und Verbreitung einer revolutionären Ideologie sowie die Schaffung und Festigung einer revolutionären Organisation. Nur bei Erfüllung dieser Voraussetzungen konnte die Reformation aus der Sackgasse, in die sie durch die bürgerlich-gemäßigten Kräfte geraten war, herauskommen, konnte sie zur Volksreformation, das heißt zur Reformation für das Volk und durch das Volk werden. Beide Bedingungen in theoretisch-ideologischer und in organisatorisch-praktischer Hinsicht geschaffen zu haben, ist die historische Leistung Thomas Müntzers.“19An der Frage nach Abschluss und Vollendung der Reformation entwickelte sich ab 1524 der weitere Fortgang ihrer Geschichte zur frühbürgerlichen Revolution. Die Wege Luthers und Müntzers trennten sich allerspätestens jetzt ein für alle Mal. Luther steht für die Revolution in der Theologie. Müntzer hingegen wurde Sprecher der Theologie in der Revolution.
„Die Herren machen das selber, dass ihnen der arme Mann Feind wird“ – Kampf und Niederlage der Bauern
Im eben genannten Jahr 1524 lässt Müntzer etliche Male seinem Zorn auf Luther, vor allem aber auch auf die „Herren und Fürsten“, freien Lauf. In Hochverursachte Schutzrede und Antwort wider das sanftlebende Fleisch zu Wittenberg, welches mit verkehrter Weise durch den Diebstahl der Heiligen Schrift die erbärmliche Christenheit also ganz jämmerlich besudelt hat begründet er die unabweisbare Notwendigkeit des „Aufruhrs“ gegen die Eigentumsordnung. In dieser Ordnung gehörte alles, „die Fische im Wasser, die Vögel in der Luft, das Gewächs auf Erden“, den Herren, die dann auch noch das Gebot „Du sollst nicht stehlen“ gegen die in Anschlag bringen, die sie ansonsten „schinden und schaben“. Wenn sich einer von ihnen aus Not auch nur „das allergeringste“ nehme, dann müsse er hängen, zu welchem Unrecht dann auch noch „Doktor Lügner“ – also Luther – „Amen“ sage. Die Herren seien selber schuld am Aufruhr: dessen Ursache wollen sie nicht beseitigen – das könne ja nicht gut gehen. Und wenn derjenige, der das ausspricht, dann eben auch ein Aufrührer sei – bitte sehr: „Sich zu, die grundtsuppe des wuchers, der dieberey und rauberey sein unser herrn und fürsten, nehmen alle creaturen zum eygentumb. Die visch im wasser, die vögel im lufft, das gewechs auff erden muß alles ihr sein … Darüber lassen sie dann Gottes gepot außgeen unter die armen und sprechen: Got hat gepoten, du solt nit stelen; es dinet aber ihn nit. So sye nu alle menschen verursachen, den armen ackerman, handwerckman und alles, was da lebet schinden und schaben … so er sich dann vergreifft am allergeringsten, so muß er hencken. Do sagt dann der doctor Lügner: Amen. Die herren machen das selber, daß ihn der arme man feyndt wirdt. Dye ursache des auffrurs wollen sye nit wegthun, wie kann es die lenge gut werden? So ich das sage, muss ich auffrurisch sein. Wol hyn.“20Armut ist demzufolge das Ergebnis der Eigentumsordnung, die aus den einen Herren und Fürsten und den anderen ausgebeutete („geschundene und geschabte“) Bauern, Handwerker, eben Arme werden lässt. Die Klassen sind benannt, die Fronten sind geklärt, die Ursache ist klar, auch die Positionen zwischen Luther und Müntzer. Dass es so zu einem Aufruhr kommen muss, ist geradezu gesetzmäßig. Müntzer bemüht sich in jedem seiner Texte mit Hunderten von Bibelbelegen zu beweisen, dass das „göttliche Recht“ auf der Seite der Armen ist, und nimmt den Fürsten gegenüber kein Blatt vor den Mund. Wenige Tage vor der Schlacht von Frankenhausen bezeichnet er in zwei Briefen den Graf Ernst von Mansfeld als „Tyrann“ und „Pharao“, dessen Blut und Fleisch demnächst die Vögel des Himmels fressen werden, einen „großen Hansen“, den die „lutherischen Breifresser mit ihrer beschmierten Barmherzigkeit … weich gemacht haben“ an.21Diese Klarheit und Entschiedenheit wurden aber nur von einer Minderheit der Bauern und der mit ihnen kämpfenden Bürger so an den Tag gelegt. Es gab seit 1524 verschiedene lokale und regionale Aufstände zu unterschiedlichen Zeiten, die zudem in ihrem Ablauf unter anderem durch die Jahreszeit und deren Bedeutung für das Landwirtschaftsjahr bedingt waren. Es gab kein gemeinsames Programm, so sehr sich Müntzer und andere auch darum bemühten. Der überall nachgedruckte und einflussreichste Forderungskatalog, die 12 Artikel aller Bauernschaft und Hintersassen der geistlichen und weltlichen Obrigkeiten, von denen sie sich beschwert vermeinen,22 zu denen nicht wenige ähnliche Dokumente der Bauern aus dem gleichen Zeitraum parallel argumentieren, stammten aus regional zusammengetragenen Beschwerdebriefen und Versammlungen. Sie blieben mit ihren Forderungen ausdrücklich im Rahmen der feudalen Ordnung und stellten sie nicht, wie Müntzer, insgesamt in Frage. Allerdings wendeten sie sich in scharfer Form gegen die Leibeigenschaft und die Gerichtsherrschaft der Feudalherren, forderten die Freiheit der Jagd, des Fischfangs, der Nutzung der Wälder und des öffentlichen Weidelands. Weiterhin positionierten sich die Forderungskataloge auf der Seite der Reformation, wenn sie das freie Recht jeder Gemeinde verlangen, sich ihren Pfarrer selbst zu wählen – ein Schlag gegen die feudale Kirche. Zugleich weisen sie den Verdacht, die Feudalordnung insgesamt ablehnen zu wollen, von sich – man sei nicht gegen die Obrigkeit als solche. Für die Überlieferungsgeschichte der 12 Artikel ist wesentlich, dass ihrem ersten Druck (Regensburg, März 1525) eine radikalisierende Einleitung von Christoph Schappeler vorangestellt worden war. Diese sah die Verantwortung für die militärischen Auseinandersetzungen mit den Herren bei diesen selbst, ähnlich wie Müntzer wenige Wochen später in der Hochverursachten Schutzrede. Die Auseinandersetzungen wurden aber nicht durch die Eigentumsordnung, sondern geschichtstheologisch begründet: Die Obrigkeit habe ihre Macht von Gott und er könne sie auch, und zwar „in ainer kurtz“ (binnen kurzem), von ihr nehmen.
Eine ganze Reihe weiterer Texte der aufrührerischen Bauern sind überliefert – im Wesentlichen bleiben sie im Rahmen dessen, was hier nur kurz dargestellt wird. Sehr konkret thematisiert werden die alltäglichen Beschwernisse bäuerlichen Lebens unter den Feudalherren. Ein überregionales Programm für eine gesellschaftliche Ordnung jenseits des Feudalismus gab es nur bei Müntzer in Ansätzen (und in einigen Versuchen nach der Niederschlagung des Bauernkrieges von 1525, zum Beispiel der „Tiroler Landesordnung“ von 1526 oder dem Königreich der Täufer von Münster 1534/35, die beide ebenfalls scheiterten). Es war Müntzer, der die radikalste Forderung erhob: Alle Macht solle dem gemeinen Volk gegeben werden.23 Was Müntzer damit nicht nur in der Frage der Form politischer Herrschaft und ihrer Träger, sondern auch in der Eigentumsordnung gesagt haben soll, lautet in der Formulierung des Verhörprotokolls vom 16. Mai 1525: Es sei ihr Artikel gewesen und sie hätten es folgendermaßen angehen wollen: Omnia sunt communia – es solle einem jeden nach seinem Bedürfnis zugeteilt werden, was er brauche und was möglich sei. Ein Fürst, Graf oder Herr, der das nicht gewährleiste, dem solle man, wenn er sich trotz Ermahnung nicht danach richte, den Kopf abschlagen oder ihn hängen: „Die entporunge habe er Dorum gemacht, dass die Christenheit sollt alle gleich werden und das die fursten und herrn, dye dem ewangelio nit wollen beystehen, sollten vertrieben und totgeschlagen werden. … Ist ir artikel gewest und habens uff dye wege richten wollen: Omnia sunt communia, und sollen eynem idern nach seyner nothdorft ausgeteylt werden nach gelegenheyt. Welcher furst, graff oder herre das nit hette tun wollen und des erstlich erinnert, den solt man dye koppe abschlahen ader hengen.“24Die militärische Entwicklung des Bauernkriegs verlief in weiten Teilen ebenso dezentral und in unverbunden nebeneinander bestehenden Gebieten, wie es für Deutschland im übergeordneten politisch-ökonomischen Entwicklungsgang typisch war. Im Juni 1524 im Schwarzwald begonnen und dann im Oktober – nach Einbringen der Ernte – fortgesetzt, zogen erst 800, dann über 3000 Bauern durch das Land. Dem folgte die Bildung des Baltringer Haufens, des Seehaufen am Bodensee und des Allgäuer Haufens im Frühjahr 1525, die zusammen bereits ca. 30.000 Bauern aufwiesen. Sie strebten Verhandlungen mit dem Schwäbischen Bund an – und so kam es zur Formulierung des Forderungskataloges der 12 Artikel. Nachdem es im April 1525 bei Weinsberg zur gewaltsamen Eroberung eines Adelssitzes und der Hinrichtung der Adligen gekommen war, verschlechterten sich nicht nur die Aussichten auf einen erfolgreichen Verhandlungsabschluss. Der Schwäbische Bund, ein Zusammenschluss von Adligen, heuerte vielmehr den erfahrenen Truchsess von Waldburg als Militärexperten an – finanziert durch die Fugger in Augsburg. Er verfügte bereits über 9000 kampferfahrene Landsknechte sowie 1500 gepanzerte Reiter und machte sich nun geduldig und erfahren daran, die schlecht bewaffneten Bauernhaufen, die zudem keine Kampferfahrung besaßen, niederzuwerfen. Der seit Ende März in Oberschwaben um Leipheim operierende Leipheimer Haufen (5000 Kämpfer) wurde am 4. April besiegt. Am 17. April verhandelte der Truchsess mit dem Allgäuer Haufen bei Weingarten und schloss nach längeren Verhandlungen einen Vertrag – die Bauern, zahlenmäßig im Verhältnis zwei zu eins überlegen, hätten in dieser Phase die Truppen des Truchsess leicht schlagen können, zumal sie zeitweilig über eigene Landsknechtstruppen verfügten. Hier kam die mangelnde Erfahrung der Bauern nachteilig zum Tragen. Zu Verhandlungen und Kämpfen danach kam es im April und Mai auch im Nördlinger Ries, zur gleichen Zeit kam es auch zu Kämpfen im Bereich der Schwäbischen Alb, die zum Teil trotz zahlenmäßiger Übermacht der Bauern verloren wurden.
Anfang April 1525 erhoben sich die Odenwälder Bauern unter Jäcklein Rohrbach und vereinigten sich nach einigen Wochen mit den Neckartalern unter Götz von Berlichingen und den fränkischen Haufen unter Florian Geyer – beide dem niederen Adel angehörig. Hier kam es erstmals zur Eroberung auch größerer Städte durch die insgesamt 12.000 Bauern. In Thüringen bildete sich der Waldhaufen und eroberte einige kleine Orte und Städte. Er wurde verstärkt durch den Schwarzburger Haufen, zusammen konnten sie Arnstadt erobern und lösten sich dann auf, nachdem die regionale Obrigkeit die 12 Artikel anerkannt hatte.
Zeitgleich kam es zu einer massiven fürstlichen Aktion gegen die Truppen unter dem Kommando Thomas Müntzers bei Frankenhausen. Landgraf Philipp von Hessen, der Fürst Georg von Sachsen, der Herzog von Braunschweig und andere Angehörige des hohen und mittleren Adels planten, den Thüringer Bauernaufstand durch den Angriff auf dessen radikales Zentrum um Müntzer zu beenden. In der Schlacht von Frankenhausen (15. Mai 1525) metzelten sie in einer konzertierten Aktion unter Einsatz schwerer Kavallerie und Feldartillerie die Bauern und Bürger von Frankenhausen und aus einigen Nachbarorten, insgesamt etwa 6000 Aufständische, nieder. Müntzer wurde gefangengenommen und am 27. Mai hingerichtet. Wenige Tage später zerschlugen die Truppen Kurfürst Johanns von Sachsen bei Meiningen eine weitere thüringische Gruppe aufständischer Bauern, im Juni 1525 wurde der pfälzische Haufen bei Pfeddersheim vernichtet.
Damit war dem hohen Adel eine Reihe entscheidender Schläge gelungen. Zwar gab es noch einige Monate später immer wieder ein Aufflackern von Aufständen. Die letzten militärischen Auseinandersetzungen gab es wieder, wie zu Anfang, im Stühlinger Bereich (im November und Dezember 1525). Damit war – abgesehen von den Nachhutgefechten in Tirol 1526 und dem späten Aufbäumen der Täuferbewegung in Münster 1534 – der Versuch, radikal-reformatorische Vorstellungen als gesamtgesellschaftliches Konzept durchzusetzen, gescheitert. Zu Bauernaufständen kam es in Deutschland über dreihundert Jahre lang nicht mehr.25Hätten die Bauern siegen können? Es scheint plausibel, dass ein Sieg der gemäßigten Bauern im Bündnis mit Teilen des niederen Adels und der Bourgeoisie in den Städten auf der Ebene des Forderungskataloges der 12 Artikel durchaus möglich gewesen wäre. Eine Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion, der Beginn der erweiterten Reproduktion in der Nahrungsmittelerzeugung und damit eine Beschleunigung der kapitalistischen Entwicklung in Deutschland mit der flächendeckenden Durchsetzung einer entfeudalisierten Kirche erscheint nicht ausgeschlossen. Dafür wäre aufseiten des reformatorischen Flügels um Luther mindestens Offenheit dazu notwendig gewesen. Das Beharren des gemäßigten, auf das Bündnis mit den Territorialfürsten angelegte Vorgehen dieser Fraktion verhinderte das höchstwahrscheinlich. Umgekehrt waren die radikal egalitären und strikt antifeudalen Positionen der radikalen Reformation unter diesen Umständen nicht durchsetzbar. Luthers gesellschaftliche Haltung zeigt sich nicht nur in den klaren Aufforderungen an die Fürsten, den aufrührerischen Bauern konsequent den Garaus zu machen, in seiner Polemik entmenschlichte er die Bauern auch. Er ging sogar so weit, zeitgleich zur Hinrichtung Müntzers seine Hochzeit mit Katharina von Bora zu feiern. Es muss aber auch gesagt werden, dass die herrschaftskritischen Forderungen der Kräfte um Müntzer den objektiven politischen und ökonomischen Möglichkeiten ihrer Zeit um zwei oder mehr Jahrhunderte voraus war. Er hätte nicht siegen können, aber es wäre vielleicht sehr viel mehr an kapitalistischer und bürgerlich-demokratischer Entwicklung in Deutschland möglich gewesen, als der Luther-Flügel es zuließ. Die deutsche Geschichte wäre dann wohl sehr anders verlaufen.
Die Ergebnisse der deutschen frühbürgerlichen Revolution und ihre Folgen für den weiteren Verlauf der deutschen Geschichte
Bereits Friedrich Engels sah Reformation und Bauernkrieg als miteinander verbundene revolutionäre Ereignisse an: „Reformation … – Revolution Nr. 1 der Bourgeoisie, worin Bauernkrieg die kritische Episode“, notierte er sich als Konzept für eine von ihm als notwendig erachtete Neubearbeitung seiner aus dem Jahr 1850 stammenden Schrift Der deutsche Bauernkrieg.26 In der kurzen Notiz Zum Bauernkrieg von Ende 188427 ging er ebenfalls auf die besondere Entwicklungsform des Übergangs von Feudalismus zum Kapitalismus in Deutschland ein. Die oben zitierte Bezeichnung „Nr. 1“ wird verständlich, wenn man Engels‘ Theorie von den „drei großen Entscheidungsschlachten der Bourgeoisie gegen den Feudalismus“ voraussetzt: erstens die vor allem lutherische Reformation und der Bauernkrieg in Deutschland, zweitens der Calvinismus und die Herausbildung der britischen konstitutionellen Monarchie unter Einbindung der Bourgeoisie, sowie drittens die Französische Revolution.28 In allen diesen Entscheidungsschlachten waren sozusagen Vorläufer des späteren Proletariats an den Kämpfen beteiligt: „So brachen doch bei jeder großen bürgerlichen Bewegung selbständige Regungen derjenigen Klasse hervor, die die mehr oder weniger entwickelte Vorgängerin des modernen Proletariats war. So in der deutschen Reformations- und Bauernkriegszeit die Thomas Münzer’sche Richtung, in der großen englischen Revolution die Levellers, in der französischen Revolution Babeuf.“29 Die historisch-materialistische Analyse des Bauernkriegs sieht diesen also als Teil eines größeren Zusammenhangs der frühbürgerlichen deutschen Revolution, die ihrerseits der Anfang einer längeren Phase von sozialen, politischen und ideologischen Umwälzungen war. An deren Ende wurde die mehr als tausendjährige Herrschaft des Feudalismus durch die weltweite Dominanz der bürgerlichen Gesellschaft abgelöst.
Die Niederlage dieser Bewegung in Deutschland hatte weitreichende Folgen für die weitere Geschichte des Landes: bleibende Aufteilung, ja Zersplitterung in einander bekämpfende Territorialfürstentümer schwächten das Aufkommen einer einheitlichen deutschen Bourgeoisie und legten ihr verschiedene Hindernisse in den Weg. Engels sprach 1893 deshalb von der deutschen Geschichte als „einer einzigen Misère“,30 und Marx spottete 1844: „Die deutsche Geschichte schmeichelt sich einer Bewegung, welche ihr kein Volk am historischen Himmel weder vorgemacht hat noch nachmachen wird. Wir haben nämlich die Restaurationen der modernen Völker geteilt, ohne ihre Revolutionen zu teilen. Wir wurden restauriert, erstens, weil andere Völker eine Revolution wagten, und zweitens, weil andere Völker eine Konterrevolution litten, das eine Mal, weil unsere Herren Furcht hatten, und das andere Mal, weil unsere Herren keine Furcht hatten. Wir … befanden uns immer nur einmal in der Gesellschaft der Freiheit, am Tag ihrer Beerdigung.“31Es ist tatsächlich eine lange Kette von halben Erfolgen, ganzen Niederlagen und nur wenigen Siegen, welche die revolutionäre Linke in der deutschen Geschichte vorzuweisen hat. Die Folge der Niederlage von 1525 waren der Dreißigjährige Krieg und, darauf folgend, Jahrhunderte territorialer Zersplitterung sowie die lange Bewahrung konfessionell definierter Grenzen nach der Reformation in der Form der „dezentralisierten Zentralisierung“ der deutschen Territorien. Dadurch wurde die nationale Frage auf die lange Bank der Geschichte geschoben, was ein schwerwiegendes Hindernis für die Herausbildung von überregionalen Wirtschaftsbeziehungen, Märkten und damit einer territorial übergreifenden deutschen Bourgeoisie als Klasse „für sich“ darstellte. Die deutsche Bourgeoisie hat nie wirklich ihre Revolution gegen den Feudalismus gewonnen, sondern erreichte so etwas wie eine bürgerliche Republik erst 1918 durch die Konterrevolution gegen den ersten deutschen Versuch einer proletarischen Revolution – mit allen weiteren Konsequenzen.32Ist die These der frühbürgerlichen deutschen Revolution in der marxistischen Geschichtsschreibung unumstritten, so ist andererseits zu beobachten, dass insbesondere in der Geschichtswissenschaft der DDR eine Nuancierung stattgefunden hat. Während in den 1950er Jahren in Aufnahme der These Smirins von der „Volksreformation des Thomas Münzer“ die von ihm repräsentierte Richtung als entscheidendes Ereignis der frühbürgerlichen Revolution interpretiert wurde, wurde in den folgenden Jahrzehnten die Bedeutung Luthers mehr und mehr in den Vordergrund gerückt. Höhepunkt dieser Entwicklung waren die Thesen über Martin Luther. Zum 500. Geburtstag, die von einem breit aufgestellten wissenschaftlichen Kollektiv an Historikern und Gesellschaftswissenschaftlern der DDR bereits 1981 veröffentlicht wurden. Sie gaben den politisch-ideologischen Rahmen für die Vorbereitung vielfältiger Feierlichkeiten zum 500. Jahrestag der Geburt Luthers am 10.November 1983.33 Ihre Kernaussage besteht darin, Müntzer als gescheiterten tragischen Helden eines zu früh gekommenen, auf eine egalitäre Gesellschaft abzielenden Revolutionsversuchs ohne Chance auf einen Sieg zu bewerten und weitgehend in den Hintergrund treten zu lassen. Währenddessen bestünde „die Tragik Luthers … [darin], daß er in den Widerspruch geriet zwischen seiner Rolle als Initiator einer breiten, alle oppositionellen Klassen und Schichten einbeziehenden revolutionären Bewegung und seiner eigenen begrenzten Zielstellung, die letztlich in seiner bürgerlich-gemäßigten, auf das Landesfürstentum orientierten Klassenposition begründet war.“34 Diese von den Anfängen der DDR-Geschichtsschreibung durchaus unterschiedene Haltung kommt am knappsten bei Gerhard Brendler, einem der profiliertesten Historiker und Müntzer-Biografen der DDR, zum Ausdruck. Im Juni 1988 schrieb Brendler, er sei „ganz gewiss der Meinung, daß die Leitfigur des 16. Jahrhunderts Martin Luther hieß und nicht Thomas Müntzer“35 – ein Satz, dessen historischer Kontext bezeichnend sein dürfte.
Es wäre eine eigene Untersuchung wert, die Rezeptionsentwicklung von Reformation und Bauernkrieg in der Geschichte der DDR näher anzuschauen. Für die eher konservativ-bürgerliche Betrachtung dieses Vorgangs gibt es solche Untersuchungen,36 ebenso wie für ihren fortschrittlicheren, sozialgeschichtlich orientierten Widerpart in der Geschichtswissenschaft der Bundesrepublik.37 Ihr Wortführer Peter Blickle konstatierte, dass sich in den letzten Jahren der DDR gewisse Übereinstimmungen zwischen deren Forschungsergebnissen zur Reformation und zum Bauernkrieg und jenen der Bundesrepublik abzeichneten – das wäre zu überprüfen. Falls sich Blickles Einschätzung als richtig erweist, wäre ebenfalls einzuschätzen, wie diese Übereinstimmungen in ideologischer Hinsicht zu bewerten sind. Sind diese etwa Teil weitergehender, „realpolitisch“ motivierter ideologischer Annäherungsprozesse? Letztere dürften sich auch im berühmten, von SED und SPD gemeinsam erarbeiteten Dokument Der Streit der Ideologien und die gemeinsame Sicherheit von 1987 ausdrücken – einem Dokument, das aus heutiger Sicht das Ende der DDR mit einläutete.
Im Rückblick scheint es einen Zusammenhang zwischen einer konservativeren Sicht auf die frühbürgerliche Revolution und der Durchsetzung zunehmend revisionistischer Positionen in der SED zu geben. Es bleibt aber auf jeden Fall der besonders auf die Forschung in der DDR zurückgehende Verdienst, die von Friedrich Engels formulierte historische These von der frühbürgerlichen deutschen Revolution als Beginn der drei „Entscheidungsschlachten“ zwischen Feudalismus und Bourgeoisie weiter ausgearbeitet zu haben.38 Die historisch-materialistische Revolutionsgeschichtsforschung kann und sollte heute an diese Tradition anknüpfen – in praktischer Absicht, um die Kämpfe der Gegenwart und Zukunft zu stärken. Dem diesjährigen Jubiläum hat sie nichts Wesentliches beizutragen gewusst. Aber der Aufstand der Bauern und des „gemeinen Volks“ von 1525 lebt auch weiter, wenn wir heute das Rot aus der Regenbogenfahne Müntzers und seiner Mitstreiter von 1525 aufgreifen.
1 MEW 21, S. 397.
2 „Lange, ehe die Ritterburgen von den neuen Geschützen in Bresche gelegt, waren sie schon vom Geld unterminiert; in der Tat: das Schießpulver war sozusagen bloß der Gerichtsvollzieher im Dienst des Geldes“ (ebd., S. 394).
3 Vgl. ebd., S. 395.
4 Ebd., S. 401.
5 Den entscheidenden Anstoß lieferte M.M. Smirin mit seinem Werk „Die Volksrevolution des Thomas Münzer und der große Bauernkrieg“ (Moskau 1947, deutsche Übersetzung Berlin 1952, zweite Auflage 1965 – ab hier: Smirin 1947). In der Einführung der zweiten Auflage in deutscher Übersetzung, S. 5-78, legt Smirin eine ausführliche Darstellung der Diskussion zu Bauernkrieg und Reformation von Friedrich Engels bis zu seiner Zeit vor.
6 Das Verlagswesen war eine historische Form der Produktion, in der ein Verleger einem Heimarbeiter Rohstoffe „vorlegte“ und die Waren nach Produktion in Heimarbeit dann weiterverkaufte
7 Manfred Kossok: In Tyrannos. Revolutionen der Weltgeschichte von den Hussiten bis zur Commune, Leipzig 1989, S. 29.
8 Feudale „Staaten“ existierten im Hochmittelalter als Menschengruppen, die einem Herrscher durch persönliche Loyalität zu Heeresfolge oder Abgaben verpflichtet waren. Dieselbe Person konnte so zu unterschiedlichen, einander überschneidenden Personenverbänden gehören. Der Übergang zu Territorialstaaten in der frühen Neuzeit legt demgegenüber die Basis für die Herausbildung einheitlicher Herrschaftsbereiche, in denen die Zugehörigkeit von Untertanen durch das Territorium und nicht mehr durch die persönliche Loyalität gegeben waren.
9 Max Steinmetz: Deutschland 1476 – 1648 (Lehrbuch der deutschen Geschichte. Beiträge, Band 3), Berlin/DDR 1978, S. 15 -175; Siegfried Hoyer: Die deutsche frühbürgerliche Revolution, in: Manfred Kossok: Revolutionen der Neuzeit. 1500 – 1917, Berlin/DDR 1982, S. 19-34; Autorenkollektiv unter Leitung von Adolf Laube, Max Steinmetz, Günter Vogler: Illustrierte Geschichte der deutschen frühbürgerlichen Revolution, Berlin/DDR 1974 (ab hier: Illustrierte Geschichte), S. 7-52.
10 Zur Biografie Luthers: Gerhard Brendler: Martin Luther – Theologie und Revolution. Eine marxistische Darstellung, Köln 1983.
11 Heiko A. Oberman: Die Kirche im Zeitalter der Reformation (Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen, Bd. III), Neukirchen 1981, S. 17.
12 Einen Überblick gibt der Wikipedia-Artikel zum Thema.
13 Karl Marx: Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin/DDR 1953, S. 891; vgl. Günter Fabiunke: Martin Luther als Nationalökonom, Berlin/DDR 1962.
14 Rosemarie Müller-Streisand: Luthers Weg von der Reformation zur Restauration, Halle (Saale) 1954; Illustrierte Geschichte, S. 147-151; Das bürgerlich gemäßigte Reformprogramm, in: Illustrierte Geschichte, S. 129-132.
15 Der Begriff „radikale Reformation“ hat in den vergangenen Jahren den des „linken Flügels der Reformation“ verdrängt. Überblick über ihre wichtigsten Repräsentanten: Hans Jürgen Goertz (Hg.): Radikale Reformatoren. 21 biographische Skizzen von Thomas Müntzer bis Paracelsus, München 1978 (ab hier: Radikale Reformatoren). Das Milieu und die Diskussionen der radikalen Reformation wird ausgezeichnet im 1999 unter dem Pseudonym Luther Blissett veröffentlichten Roman „Q“ dargestellt. Diese Arbeit eines bis heute anonymen Kollektivs italienischer Linksradikaler stellt im vorzüglich recherchierten historischen Stoff des 16. Jahrhunderts in Form des fiktiven Berichts eines Doppelagenten der Inquisition zugleich die Geschichte der italienischen Gruppen links des PCI im ausgehenden 20. Jahrhundert dar.
16 Hier soll die Biografie Müntzers ebenso wenig wie die Luthers dargestellt werden; vgl. zu den entscheidenden Stationen in Müntzers Leben und Wirksamkeit Smirin 1947; Illustrierte Geschichte, S. 120-122, 133-136, 151f., 195-200, 213-215, 217-221, 262-275; Günther Franz, Paul Kirn (Hg.): Thomas Müntzer: Schriften und Briefe. Kritische Gesamtausgabe, Gütersloh 1968; Hans Jürgen Goertz: Thomas Müntzer: Revolutionär aus dem Geist der Mystik, in: Radikale Reformatoren, S.30-44; Gerhard Brendler: Thomas Müntzer: Geist und Faust, Berlin/DDR 1989; Günter Vogler, Thomas Müntzer, Berlin/DDR 1989.
17 Edmund Weber: Martin Luthers Obrigkeitslehre und die politische Mystik Thomas Müntzers, in: Hans Christoph Stoodt, Edmund Weber (Hg.): Theion. Jahrbuch für Religionskultur, Bd. II – Interreligiöse Beziehungen – Konflikte und Konvergenzen, Frankfurt am Main 1993, S. 101-116
18 „Mystisch“ heißt hier nicht wie im umgangssprachlichen Sinn so etwas wie „irrational“ oder „unverständlich“, sondern ist wie oben im Zusammenhang der „Zwickauer Propheten“ zu verstehen, vgl. dazu auch den schon genannten Text von Edmund Weber.
19 Illustrierte Geschichte, S. 193.
20 Thomas Müntzer: Hochverursachte Schutzrede, in: Paul Kirn, Günther Franz (Hg.): Thomas Müntzer: Schriften und Briefe. Kritische Gesamtausgabe, Gütersloh 1968, S. 329.
21 Thomas Müntzer: Brief an Graf Ernst von Mansfeld (12. Mai 1525) und an Graf Albrecht von Mansfeld (selbes Datum), in: Thomas Müntzer: Schriften und Briefe, S. 467f. und S. 469f.
22 Günther Franz (Hg.): Quellen zur Geschichte des deutschen Bauernstandes in der Neuzeit, Darmstadt 1963, S. 14-19.
23 Diese Aussage Müntzers ist mindestens viermal belegt, vgl. Thomas Müntzer: Schriften und Briefe, S. 328, 463, 470, 471.
24 Ebd., S. 548. Dieser Text ist in seiner Authentizität bestritten worden, weil er zu dem Teil des Verhörs zählt, der unter der Folter stattfand. Andererseits hat es 1525 im Zug des Bauernkriegs Hinrichtungen von Adligen in nicht geringer Zahl gegeben. Müntzer könnte also durchaus gesagt haben, was hier protokolliert ist, andererseits kann nicht ganz ausgeschlossen werden, dass ihm fälschlich die Gesamtverantwortung für solche Exekutionen im Bauernkrieg zugeschoben werden sollte. Vgl. zur Diskussion des Textes: Friedemann Stengel: Omnia sunt communia. Gütergemeinschaft bei Thomas Müntzer? (2011). Stengel, der sich explizit bemüht, gegen ein marxistisches Müntzer-Verständnis zu argumentieren, hält den Text des Verhörprotokolls offenbar für nicht authentisch und geht so weit, Müntzer generell jede Form von Angriff auf die feudalen Eigentumsordnung abzusprechen, was angesichts der Quellenlage und ihrer Kontexte im Bauernkrieg schwer nachvollziehbar ist und eher Ausdruck der ideologischen Position von Stengel sein könnte. Zudem erscheint auch im nicht erfolterten Teil von Müntzers Geständnis mehrfach Kritik an den Herren und deren Reichtum.
25 Vgl. Günter Vogler: Die Gewalt soll gegeben werden dem gemeinen Volk. Der deutsche Bauernkrieg 1525, Berlin/DDR 1989.
26 MEW 7, S. 327-413.
27 MEW 21, S. 402f.
28 Vgl. MEW 22, S. 300ff.
29 MEW 20, S. 17.
30 MEW 39, S. 99.
31 MEW 1, S. 379.
32 Hans Christoph Stoodt: Eine einzige Misère. Überlegungen zum Verhältnis von nationaler Frage und dem Kampf um demokratische Rechte in der deutschen Geschichte.
33 Zuerst veröffentlicht in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 29. Jahrgang (1981), Heft 10, S. 879-893.
34 Ebd., S. 885 (These VI).
35 Gerhard Brendler: Thomas Müntzer. Geist und Faust, Berlin/DDR 1989, S. 8.
36 Josef Foschepoth: Reformation und Bauernkrieg im Geschichtsbild der DDR. Zur Methodologie eines gewandelten Geschichtsverständnisses (Historische Forschungen, Band 10), Westberlin 1976;
Peter Maser: „Mit Luther alles in Butter?“. Das Lutherjahr 1983 im Spiegel ausgewählter Akten, Berlin 2013.
37 Peter Blickle: Die Revolution des gemeinen Mannes im Forschungsdiskurs – Zusammenfassung und Einordnung, in: Ders.: Die Revolution von 1525, 4. Auflage, München 2004, S. 279-297.
38 Einen beachtlichen und weiterhin studierenswerten Beitrag dazu lieferte das von Walter Markov und seinem Nachfolger Manfred Kossok geleitete Leipziger „Interdisziplinäre Zentrum für vergleichende Revolutionsgeschichtsforschung“ mit zahlreichen, den weltweiten revolutionären Prozess bis in die Gegenwart thematisierenden Veröffentlichungen, in dessen Band Revolutionen der Neuzeit. 1500-1917 es im Vorwort heißt: „Nunmehr wird eine von 17 Autoren in Gemeinschaftsarbeit vorbereitete Darstellung von 25 Revolutionen der Neuzeit, beginnend mit dem frühbürgerlichen Revolutionszyklus des 16. Jahrhunderts, und endend mit den Auftaktereignissen zum Roten Oktober des Jahres 1517 vorgelegt.“ Vgl. Manfred Kossok (Hg.): Revolutionen der Neuzeit. 1500-1917, Leipzig 1980, Einleitung, S. 7-10; vgl. ders.: In Tyrannos. Revolutionen der Weltgeschichte von den Hussiten bis zur Commune, Leipzig 1989.