Bamberg
Am 8. Mai, dem Tag der Befreiung, organisierten wir als KP Bamberg einen Stadtrundgang zum Thema „Faschismus und antifaschistischer Widerstand in Bamberg“. Mit unserem Umfeld besuchten wir mehrere historisch relevante Orte in Bamberg und zeigten ihre Rolle in der Geschichte des deutschen Faschismus auf.
So schauten wir uns beispielsweise den Stöhrenkeller an, in dem 1926 die Bamberger Führertagung stattgefunden hat, in welcher sich der Hitler-Flügel der NSDAP schließlich durchsetzte und die Partei das Führerprinzip annahm.
Aber auch wichtige Orte der Bamberger Arbeiterbewegung suchten wir auf, wie beispielsweise das ehemalige Gewerkschaftshaus „Nöth“ am Schillerplatz, welches während der Weimarer Republik als Bamberger Zentrale des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund (ADGB) fungierte, bis es dann am 2. Mai 1933 von SA-Männern besetzt und die in ihm hausenden Gewerkschaften zerschlagen wurden. Dort lernten wir von den Auseinandersetzungen zwischen Arbeiterbewegung und NSDAP und der in Bamberg, nach der Machtübertragung an die Nazis, ausgeführten Zwangsarbeit, sowie den Firmen, die von dieser profitierten.
Auch lernten wir vom antifaschistischen Widerstand in Bamberg durch die dort ansässigen Arbeiterparteien und ihre Mitglieder. Obwohl die KPD in Bamberg nicht so stark war wie in anderen Städten Deutschlands, leisteten sie auch hier Widerstand gegen die Faschisten. So stellten sich führende Köpfe der KPD in Bamberg aktiv der faschistischen Bewegung entgegen und diskutierten mit illusionierten Arbeitern, um diese zu überzeugen. Auch außerhalb der KPD gab es ehrliche antifaschistische Widerstandskämpfer wie Willy Aron, welcher Mitglied der Sozialistischen Arbeiter-Jugend (SAJ) und des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold war und dessen Büste wir besuchten.
Am Ende versammelten wir uns gemeinsam vor dem „Mahnmal für die Gegner und Verfolgten des NS-Regimes in Bamberg“ beim Alten Rathaus, um hier unseren Vorkämpfern, sowie den unzähligen anderen Opfern des faschistischen Terrors zu gedenken.






Berlin
In Berlin verbrachten wir den Tag der Befreiung am berühmten Sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park. Mit Liedern und Gedichten aus dem antifaschistischen Widerstand und einem kurzen Input zu den historischen Ereignissen erinnerten wir an die Befreiung Berlins durch die Rote Armee und gedachten der tausenden gefallenen Sowjetsoldaten. Gleichzeitig wurden wir Zeugen des Geschichtsrevisionismus der deutschen Regierung und ihrer Anhänger: Während die Polizei jene drangsalierte, die mit der Fahne der Sowjetunion das Ehrenmal besuchen wollten, während Lieder und Symbole der Befreier verboten wurden und die marxistische Tageszeitung junge Welt nicht verteilt werden durfte, konnten sich Provokateure mit Ukraine- und NATO-Flaggen dort frei bewegen und für einen neuen Krieg gegen Russland werben. Dem setzten wir die zentrale Lehre aus dem Sieg über Nazideutschland entgegen: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg! Kampf dem imperialistischen System!




Bonn
Zum Tag der Befreiung beteiligten wir uns in Bonn an zwei Versammlungen: Zuerst besuchten wir die Kundgebung ,,Dank Euch, Ihr Sowjetsoldaten“ am Kaiserplatz. Wir trafen uns am Denkmal für die 600 Bonner Opfer des deutschen Faschismus und beteiligten uns mit einem Redebeitrag. In diesem gingen wir auf die Rolle des deutschen Kapitals in beiden Weltkriegen und die aktuelle Lage ein. Nach Ende der Kundgebung machten wir uns auf den Weg zum Friedensplatz.
Am Friedensplatz instrumentalisierten „Antideutsche“ lautstark den Holocaust, um die israelische Politik zu legitimieren. Sie leugneten den Genozid am palästinensischen Volk und verbreiteten antipalästinensischen Rassismus.
Ebenfalls auf dem Friedensplatz sammelten wir uns, um an der Demo ,,Nieder mit dem Faschismus!“ teilzunehmen. Die Demonstration lief zur Altstadt, zurück in die Innenstadt und endete vor dem Hauptgebäude der Uni. Die Parolen der Demo richteten gegen den Faschismus, für internationale Solidarität und den Sozialismus.
Gießen
80 Jahre Befreiung vom Faschismus bedeuten sowohl das Gedenken an die Opfer als auch das Ehren des Widerstands und der Roten Armee. Die verlustreichen Kämpfe der Sowjetsoldatinnen und -soldaten leisteten den entscheidenden Beitrag dazu, den Faschismus an der Macht in Deutschland zu besiegen. Gleichzeitig haben unsere Genossinnen und Genossen im antifaschistischen Widerstand nicht aufgegeben, gegen die Feinde der Arbeiterklasse zu agitieren und zu kämpfen. Am 8. Mai, dem Tag der Befreiung, haben wir uns in Gießen am Kugelbrunnen der traditionellen Kundgebung der DKP angeschlossen. Mehrere Redner stellten eindrücklich dar, in welchem Interesse der Faschismus an der Macht war, die Kriege geführt wurden und wer an den Verbrechen verdient hat. Neben Reden wurden antifaschistische Arbeiterlieder vorgestellt und gemeinsam gesungen. Im Anschluss besuchten wir den Gedenkort für die Opfer der faschistischen Euthanasie auf dem Gelände der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, ein Gedenkort, der des Öfteren in Vergessenheit gerät. Wir hielten einen Moment inne, gedachten den Opfern des Faschismus und legten rote Nelken an den Gedenktafeln nieder. Von der „Heil- und Pflegeanstalt Gießen“ aus wurden Dutzende Menschentransporte in die „Euthanasie“-Tötungsanstalt Hadamar (bei Limburg, Hessen) organisiert und hunderte Menschen ermordet.1 KZ-Häftlinge mussten als Außenkommando des Konzentrationslagers Buchenwald in der „Gießener Heil- und Pflegeanstalt“ Zwangsarbeit leisten.2
Nach unserem Gedenken schauten wir abends den Film „Nackt unter Wölfen“, einen Spielfilm, der auf den Ereignissen der Selbstorganisierung, des Widerstands und Selbstbefreiung der KZ-Insassen Buchenwalds beruht. Er handelt von Solidarität, unbeschreiblichem Leid und unermüdlicher Willenskraft. Der antifaschistische Widerstand und der ruhmreiche Kampf der Roten Armee ist uns ein Vorbild. Спасибо. Gedenken heißt kämpfen!


Leipzig
Um der Befreiung vom Hitlerfaschismus vor nunmehr 80. Jahren zu gedenken, veranstalteten wir am Abend des 8. Mai einen Stadtrundgang durch den Leipziger Osten. Startpunkt war der Alte Volkmarsdorfer Markt (ehemals Ernst Thälmann Platz), an dem Thälmann 1932 – auf dem Höhepunkt der Reichspräsidentschaftswahlen – vor zehntausenden Leipziger Arbeitern gegen Faschismus und Krieg sprach.
Danach machten wir acht Mal Station an weiteren ausgewählten Orten mit Bezug zur Geschichte der Leipziger Arbeiterbewegung, zum deutschen Faschismus und dem antifaschistischen Widerstand: An ihren jeweiligen Wohnhäusern beschäftigten wir uns exemplarisch mit den Lebensläufen einiger Leipziger Kommunisten und bekamen so einen Eindruck von den persönlichen und historischen Umständen, unter denen sie lebten, kämpften und starben. Andere Orte zeigen eindrücklich die Verstrickung von Kriegsindustrie und Zwangsarbeit, oder bezeugen die systematischen Kindermorde im Rahmen sogenannter „Euthanasie“-Programme.
Wir beendeten den Rundgang mit einem Gedenken am Sowjetischen Ehrenhain des Leipziger Ostfriedhofs. Dort erinnern die Gräber zahlreicher sowjetischer Rotarmisten an die Opfer, unter denen der Sieg über den Faschismus errungen wurde.




Mannheim
Anlässlich des Tags der Befreiung vom Faschismus veranstalteten wir am 10. Mai in Mannheim einen Stadteilspaziergang zu bedeutenden Orten des Widerstandes und der Verfolgung. Wir sahen uns das Arbeiterviertel Neckarstadt an, welches ein zentraler Bezugspunkt der KPD in Mannheim war. Dort besuchten wir insgesamt fünf Stationen während unseres knapp einstündigen Rundgangs und schauten abschließend den DEFA Film „Ich war neunzehn“, der 1968 von Konrad Wolf gedreht wurde und autobiografisch seine Sicht auf das Kriegsende als Leutnant der Roten Armee schildert. Es schloss sich eine spannende und produktive Diskussion an.
An unseren ersten beiden Stationen lernten wir, wie am Tag der Machtübertragung die SA demonstrativ versuchte, mit einem Fackelmarsch in die Neckarstadt zu marschieren aber am Ende der Neckarbrücke (heute Kurpfalzbrücke) von hunderten Arbeitern und dem Sprechchor „Mannheim bleibt rot“ gestoppt wurde. Wenige Tage später konnte die SA unter Polizeischutz und mit Verstärkung des Stahlhelms und SA-Kontingenten aus dem Umland bis in die Neckarstadt vordringen, wurde auch dort jedoch schließlich von Arbeitern auf der Straße und in den Häuser gestoppt, unter anderem dadurch, dass Blumentöpfe und ähnliche Gegenstände aus den umliegenden Häusern auf die SA geworfen wurden.
Weiter ging es zur ehemaligen Bernhard-Kahn-Lesehalle, der ersten Bücherei Mannheims, an deren Stelle heute eine Zweigstelle der Stadtbibliothek steht. Hier wurde an deren Umbenennung durch die Nazis beispielhaft wie Jüdinnen und Juden erst unsichtbar gemacht, verfolgt und ermordet wurden. Doch der kommunistische Widerstand lebte. Dezentral und in vielen geheimen Büros wurde Propagandamaterial, Zeitungen und Flugblätter in der Illegalität gedruckt und verbreitet – beispielsweise in der Spelzenstraße 5, bis dieses Büro von der Gestapo aufgespürt wurde und 18 Kommunistinnen und Kommunisten verhaftet wurden. Der Abziehapparat des Büros konnte gerettet werden und wurde später unter anderem durch die Lechleitergruppe verwendet.
Schließlich sprachen wir in der Alphornstraße beim Quartier tschechoslowakischer Zwangsarbeiter über deren Widerstand durch Sabotage und Fluchthilfe, welcher zusammen mit Kommunisten organisiert wurde und auch in den Kriegsjahren unter heftigster Repression geleistet wurde.


Oldenburg
Unsere Ortsgruppe aus Oldenburg fuhr bei schönstem Maiwetter ins 50 km entfernte Esterwegen. Hier finden seit Mitte der 60er Jahre die Gedenkfeiern auf dem Lagerfriedhof für die 16 emsländischen Konzentrations-, Straf- und Kriegsgefangenenlager statt. Zuerst als Zusammenkünfte ehemaliger kommunistischer Häftlinge und Widerstandskämpfer gedacht, wurden mit der niederländisch-deutschen Initiative 8. Mai diese losen Treffen in eine nun seit Jahrzehnten bestehende feste organisatorisch feste Form gegossen. Seither haben die Feiern nichts von ihren antikapitalistisch-internationalistischen und auch kommunistischen Charakter verloren. Eine weitestgehende Ausnahme in der deutschen Erinnerungskultur.
An der diesjährigen Befreiungsfeier nahmen um die 250-300 Personen teil, aus Holland und Deutschland. Die Moderation und die Gedenkreden fanden zweisprachig statt, wie überhaupt die Organisation und das Gedenken international und internationalistisch ist. Das zeigt sich anschaulich in dem gemeinsamen Singen des „Moorsoldatenliedes“ auf Niederländisch und Deutsch, als auch in der von mehreren Festrednern immer wieder hervorgehobenen Solidarität mit dem palästinensischen Volk und der deutlichen Anklage des laufenden Völkermordes Israels im Gazastreifen. Den Teilnehmern war das aus den Herzen gesprochen und es gab langanhaltenden und lauten Applaus.




Zur Geschichte der Emslandlager muss gesagt werden, dass die Konzentrationslager zu den ersten im deutschen faschistischen Staat gehörten. Hier in dieser öden Heide, wie es im Moorsoldatenlied heißt, wurden mit Beginn der faschistischen Diktatur Kommunisten, aufrechte Sozialisten und andere Widerstandkämpfer gegen die aufziehende Hitlerbarbarei verschleppt. Es waren so genannte „wilde“ Konzentrationslager: In aller Eile aufgebaut, errichtet von den Häftlingen selbst, indem sie Baracken aufstellen mussten. Stacheldrahtzäune und Wachtürme schlossen die zur Arbeit und Kultivierung dieses armen und vernachlässigten Landstriches bei Glut und Hitze, wie Eis und Frost täglich ins Moor ziehenden Oppositionellen des Nachts ein. Unter ihnen befanden sich so bekannte Oppositionelle wie der Friedenskämpfer und Humanist, Journalist und Schriftsteller Carl von Ossietzky, der sich von den Folterungen und Qualen, die er hier und den anderen Orten seines Martyriums erlitt, nicht mehr erholte und als zerschlagenes und geschundenes menschliche Wrack – ein mutiger und in seiner Anklage gegen den Faschismus aber nicht gebrochener Mensch – schließlich 1938 verstarb.
Die Moorlager sind tief im Gedächtnis des kommunistischen Widerstandes verankert – hier in der Region, als auch bundesweit durch das bekannte Moorsoldatenlied. Und international nicht zuletzt durch die romanhafte Erzählung „Die Moorsoldaten“ des Kommunisten, Schauspieler und Regisseur Wolfgang Langhoff. Der autobiographische Bericht Langhoffs über 13 Monate Haft im Emslandlager Börgermoor und im KZ-Lichtenburg, gelang nach seiner Flucht 1935 ins Ausland, wurde in viele Sprachen übersetzt und fand weltweit Beachtung als eine der ersten Augenzeugenschilderungen der Brutalität in den Konzentrationslagern des Hitler-Faschismus. Es ist immer noch tief beeindruckend und sehr zu empfehlen zu lesen um einen Eindruck dieser Zeit zu bekommen. Auf der diesjährigen Feier war es der Bericht über den Arbeiterwiderstand im Ruhrgebiet und die Verschleppung in die Moorlager, über den Kampf des Genossen-Paares Toni und Wilhelmine Melchers aus Düsseldorf, durch ihre Enkelin, der uns tief beeindruckte.
„Auf und nieder gehen die Posten, keiner, keiner kann hindurch
Vlucht zal slechts het leven kosten, geen kans hier voor`n veensoldaten.
Doch für uns gibt es kein Klagen, ewig kanns nicht Winter sein.
Eenmal komen voor ons dagen dat we zeggen: endliik vrij!
Dann ziehen die Moorsoldaten nicht mehr mit den Spaten ins Moor.“
1 https://www.gedenkstaettenforum.de/uploads/media/GedRund113_10-16.pdf
2 https://www.aussenlager-buchenwald.de/details.html?camp=98