Gedenken heißt kämpfen!

Bericht vom antifaschistischen Buchenwaldwochenende 2024

Am 11. April 1945 befreiten sich die Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald unter Führung des bewaffneten Internationalen Lagerkomitees (ILK) selbst. Das ILK bestand in erster Linie aus Kommunistinnen und Kommunisten verschiedener Nationen, es wurde auch von illegalen und untergetauchten KPD-Strukturen von außen unterstützt. Ein Teil der ca. 500 SS-Verbrecher konnte während der Selbstbefreiung fliehen, ein anderer großer Teil wurde von den bewaffneten Häftlingen gefangen genommen. Als die US-Armee eintraf, wurde sie von bewaffneten ehemaligen Häftlingen begrüßt und auf dem Tor wehte die weiße Flagge. Schon Tage vorher konnte das ILK verhindern, dass die SS das KZ komplett räumte und versteckte erfolgreich gesuchte antifaschistische Häftlinge vor den Faschisten. 21.000 konnten so vor den Todesmärschen gerettet werden. Die Häftlinge befreiten das größte KZ auf deutschem Boden – insgesamt waren 277.000 Menschen aus über 50 Nationen hier unter menschenunwürdigsten Bedingungen eingesperrt. In den acht Jahren des Bestehens wurden 56.000 von ihnen von Faschisten ermordet. Um diesen Opfern und ebenso den kämpfenden Genossinnen und Genossen zu gedenken und uns darüber auszutauschen, was wir heute im antifaschistischen Kampf aus den Lehren des Faschismus ziehen können, trafen wir uns am vergangenen Wochenende in Weimar.

Tagesseminar: Hinter dem Faschismus steht das Kapital

Am Samstag versammelten sich auf Einladung von der Kommunistischen Organisation Thüringen und Weimarer Genossinnen und Genossen 50 Antifaschistinnen und Antifaschisten zu einem Tagesseminar. Es kamen in erster Linie junge kommunistische Menschen aus Ostdeutschland (Gera, Jena, Saalfeld, Weimar, Königsee, Leipzig, Magdeburg, Halle, Zwickau, Dresden) – teils in verschiedenen kommunistischen Jugenden organisiert, teils noch unorganisiert. Es reisten allerdings auch einzelne Genossinnen und Genossen aus Westdeutschland (Hamburg, Hannover, Frankfurt a.M., Mannheim, Gießen) an, um von ihren Erfahrungen zu berichten und mitzudiskutieren.

Wir begannen das Seminar mit drei Inputs von drei unterschiedlichen Personen zum Faschismus an der Macht, dem Faschismus als Bewegung und den Faschisten Hand in Hand mit dem deutschen Staat nach 1945 am Beispiel der Organisation Gehlen und dem NSU. Es entspannte sich eine lebhafte Diskussion darum, ab wann wir einen Staat als faschistisch charakterisieren können und was das für den antifaschistischen Kampf bedeutet. Gerade die reaktionären Entwicklungen in der Ukraine, der Türkei und Israel führten dazu, dass das Bedürfnis aufkam, sich mit der Einschätzung dieser Staaten genauer zu beschäftigen. Uns fehlt aktuell eine gute und einheitliche Faschismusdefinition in der kommunistischen Bewegung, die klare Analysewerkzeuge bereithält. Auf der Analyse aufbauend könnten wir eine antifaschistische Taktik innerhalb der revolutionären Strategie in Deutschland entwickeln, aktuell gibt es verschiedene Einschätzungen zu den faschistischen Entwicklungen in verschiedenen Ländern und auch in Deutschland und deswegen gibt es auch keine gemeinsame einheitliche antifaschistische Praxis.

Einigkeit herrschte jedoch, dass wir im Kapitalismus niemals sicher vor Faschisten sind: Egal, ob sie an der Macht sind oder als Bewegung fungieren; egal ob sie sich Faschisten nennen oder nicht und egal, ob sie offen oder verdeckt, ganz, teilweise oder gar nicht vom bürgerlichen Staat unterstützt werden. Faschisten sind immer unsere Feinde. Das unterscheidet uns von allen Kapitalisten, ihren Staaten und bürgerlichen Politikern, die in der Geschichte immer wieder gezeigt haben, dass sie, wenn es dem Profit dient, auch auf Faschisten zurückgreifen und letztendlich 1933 auch die Faschisten an die Macht gebracht haben. Als Beispiel wurde Franz Josef Strauß (1961 bis 1988 Vorsitzender der CSU) zitiert, er brachte es 1970 in einem SPIEGEL Artikel, in dem es um die Rolle der NPD ging, auf den Punkt: „Man muß sich der nationalen Kräfte bedienen, auch wenn sie noch so reaktionär sind. Hinterher ist es immer möglich, sie elegant abzuservieren. Denn mit Hilfstruppen darf man nicht zimperlich sein.“

Auch nach dem 2. Weltkrieg, Buchenwald und Auschwitz sagten also einige bürgerliche Politiker ganz offen das, was der Staat im Aufbau der BRD nach 1945 meist verdeckt tat: Sie setzen auf Faschisten, um ihre Herrschaft zu sichern. In einem Input wurde deutlich, dass der Aufbau der deutschen Geheimdienste ohne Alt-Faschisten nie möglich gewesen wäre, da der neue alte Feind der deutschen herrschende Klasse der Kommunismus war und es eben keine bessere Kommunistenjäger als die Faschisten gab und gibt. Auch deswegen war für die Teilnehmenden klar, dass unser antifaschistischer Kampf antikapitalistisch sein muss und umgekehrt. Abschließend wurde zurecht festgehalten, dass der Faschismus eine Herrschaftsform des Kapitals ist, der zur Absicherung ihrer Profitinteressen dient. Und dass wir, solange wir nicht grundlegend mit dem ausbeuterischen Unterdrückersystem brechen, immer und immer wieder auch mit der faschistischen Ausprägung konfrontiert sein werden.

Solidaritätsaktion: den proletarischen Internationalismus leben

Ein Genosse aus der Ukraine berichtet eindrücklich, wie das Asow Regiment in das ukrainische Militär eingegliedert worden ist und das auch heute bewaffnete Faschisten unter Schutz und in Zusammenarbeit mit dem Staat Jagd auf Kommunistinnen und Kommunisten machen. Er erklärte allerdings auch, dass die Vorstellung vom faschistischen Westen und antifaschistischen Osten in der Ukraine eine falsche ist und sich gerade das Asow Bataillon aus vielen Ostukrainern gespeist hat. Er warnte außerdem davor, die russische Armee als antifaschistische Befreier zu begreifen und wies u.a. auf die die Kriegsverbrechen der russisch-faschistischen Wagner-Gruppe hin. Ein Genosse betonte, dass wir uns heute auch mit dem Befreiungskampf in Palästina und mit dem vom Staat zerschlagenen Palästina-Kongress in Berlin am selben Wochenende solidarisieren sollten. Für die Anwesenden war klar, dass die Losung „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!“ für den Kampf in der Ukraine, wie in Palästina gilt. Das hieße konkret, dass man die Kriegspolitik der BRD in Deutschland angreift und man sich mit den Befreiungskämpfen in Palästina genauso wie mit den verfolgten Kommunistinnen und Kommunisten in der Ukraine solidarisiert. Im Anschluss an das Seminar besuchten wir deshalb geschlossen eine palästinensische Solidaritätskundgebung und den sowjetischen Ehrenfriedhof und machten unsere Abschlussrunde in einem anschließenden Park. Die Verbindung zwischen historischem Gedenken und praktischen Kämpfen war uns an diesem Wochenende besonders wichtig.

Arbeitsgruppenphase: Antifaschismus muss praktisch werden

Wir teilten uns am Nachmittag in sechs Kleingruppen auf, um unsere konkreten Erfahrungen im antifaschistischen Kampf austauschen zu können. Wir hielten danach in großer Runde die wichtigsten Erkenntnisse fest:

  1. Die Faschisten schafften es gerade deshalb, junge Menschen in ihre Reihen zu holen, weil es keine kommunistische Jugendkultur mehr in (Ost-)Deutschland gäbe und somit viele soziale Angebote entweder kommerzialisiert oder von Faschisten besetzt worden seien. Unsere Aufgabe sei es also wieder eine Kommunistische Jugend und mit ihr eine Gegenkultur aufzubauen, um unzufriedene Jugendliche nicht den Händen der Faschisten zu überlassen. Es wurde berichtet, dass faschistische Kader 1990 gezielt in den Osten gingen, um dort mit ostdeutschen Kameraden, unterstützt vom deutschen „Verfassungsschutz“ Strukturen aufzubauen. Es wurde an die Rolle rechter Fußballgruppen und den von V-Leuten aufgebauten Thüringer Heimatschutz erinnert. In einem weiteren Beitrag wurde vom sozialen Kahlschlag der Treuhand und fehlenden kommunistischen Strukturen in den 90er-Jahren berichtet, die einen fruchtbaren Boden für die Faschisten hinterließen. Es wurde betont, dass solche durch die Konterrevolution 1990 entstandenen ostdeutschen Spezifika in der politischen Arbeit besonders beachtet werden müssten. Es wurde auch festgestellt, dass die antifaschistische Recherchearbeit, sowie Selbstschutzstrukturen in vielen Regionen eingeschlafen und davor von antideutschen Kräften dominiert worden seien und grundlegend neu aufgebaut werden müssen. Denn der antifaschistische Selbstschutz ist in vielen ostdeutschen Städten und Dörfern überlebensnotwendig. Auch hier fehle es an einem planvollen strukturierten Vorgehen, aber es konnten auch Erfolge aus verschiedenen ostdeutschen Städten geteilt werden.
  2. Von Faschisten besetzte Räume müssten wir zurückerobern – egal ob es Jugendklubs, Fußball-Fanklubs oder Pausenräume in Schulen und Betrieben sind. Wir müssten selbst Räume schaffen, an denen sich die Klasse gegenseitige helfen, austauschen und organisieren kann. Hierbei sei die große Herausforderung, rein karitative Angebote in eine politische Praxis gegen den kapitalistischen Staat zu überführen. Essensausgaben sind gut, organisierte Proteste gegen das System, was Hunger schafft, sind besser. Hier konnten gerade die Genossinnen und Genossen aus Magdeburg viele spannende Erfahrungen teilen.
  3. Es wurde festgehalten: DGB-Gewerkschaften schaffen es nicht, den Faschisten den Betrieb als Raum zu entziehen, und die sozialdemokratische Verteidigung des bürgerlichen Staats und seiner Politik erzeugt zu Recht Unmut in den Belegschaften. Unsere Aufgabe sei es deswegen, eine klare Klassenlinie in die Gewerkschaftsarbeit zu tragen und die Wut der Kolleginnen und Kollegen gegen die Regierung ernst zu nehmen und in eine Systemkritik zu verwandeln. Klare Kante gegen Faschisten im Betrieb hieße also den Staat und das Kapital zu kritisieren und nicht mit ihnen zusammenzuarbeiten, brachte es eine Genossin aus gewerkschaftlichen Strukturen auf den Punkt. Das hieße für uns auch, in den Gewerkschaften gegen Sozialpartnerschaft und Sozialdemokratie zu kämpfen, aber eben auch, dass wir unorganisierte Kolleginnen und Kollegen organisieren und nicht von der Organisierung in den Gewerkschaften abhalten, ergänzte ein Genosse aus einem Großbetrieb in Thüringen. Für alle war es ein großer Gewinn, dass verschiedene Teilnehmende praktische Erfahrungen aus unterschiedlichen Großbetrieben und gewerkschaftlichen Strukturen in Sachsen, Thüringen und Hessen besaßen und so qualifiziert debattieren konnten.
  4. Die breite Palästina Solidaritätsbewegung biete die Möglichkeit, große Massenprojekte zu schaffen, die sich gegen den Genozid in Gaza, aber auch generell gegen Rassismus und Religionsfeindlichkeit richteten. Die größten Feinde in diesem antikolonialen und antifaschistischen Kampf seien die Antideutschen in Zusammenarbeit mit dem bürgerlichen Staat. Es wurden aus zahlreichen Städten Erfahrungen geteilt, wie diese reaktionären Kräfte im linken Gewand antifaschistische Arbeit angreifen und mit dem deutschen Staat gemeinsame Sache machen. Es wurde aber auch über die Probleme und Herausforderungen innerhalb der Solidaritätsarbeit diskutiert. Ein Genosse berichtete z.B. davon, wie rechte Kräfte versuchten in Hamburg innerhalb der Palästina-Bewegung Fuß zu fassen und wie das u.a. mit einer klaren Positionierung gegen Antisemitismus unterbunden werden konnte. Außerdem wurde sich darüber ausgetauscht, ob es nicht klug wäre, verschiedene Befreiungskämpfe auf der Welt zu verbinden. Hierbei kam die Entgegnung auf, dass es zwar wichtig wäre, z.B. den auf Nationalismus beruhenden Konflikt zwischen türkischen und kurdischen Linken anzugehen, aber es aktuell die Palästina-Solidaritäts-Arbeit spalten würde und man die Klärung der potenziellen Spaltungslinien in der internationalen Bewegung aufgrund des drohenden Genozids in Gaza in der Palästinaarbeit hintenanstellen müsse. Da hier weitreichende Einigkeit herrsche, die genutzt werden müsse. Dennoch ginge es auch darum, den proletarischen Internationalismus zu leben und zu verbreiten und klarzumachen, dass der Kampf um Befreiung letztendlich immer ein Kampf um den Sozialismus bedeutet, so wie es die Kampagne „Nieder mit dem Krieg – Solidarität mit den Kommunistinnen und Kommunisten in er Ukraine“ getan hat, an der viele der Anwesenden beteiligt waren.
  5. Es wurde festgehalten, dass es eine materialistische Auseinandersetzung mit der Geschlechter- und Frauenfrage brauche, da dieser Bereich auch ein Kampffeld der Faschisten sei. In dieses Gebiet falle deswegen ein wichtiger Teil heutiger ideologischer und auch praktischer Kämpfe. Diese ideologische Strömung gegen die Unterdrückung aufgrund des Geschlechts schaffe es, die Klasse zu spalten, indem sie Männer gegen Frauen, aber auch Frauen gegen homosexuelle und trans Personen ausspiele. So kreierten die Faschisten Feindbilder innerhalb der Klasse und führen einen Teil der Klasse in irrationale Kämpfe gegen andere Teile der Klasse, hielt eine Genossin fest. Dabei sei der „weiße Arbeiter“ als Betroffener von einer vermeintlichen „Gender-Lobby“, oder Kinder als Betroffene einer vermeintlichen „Frühsexualisierung“ oder die „deutsche Frau“ als vermeintlich betroffene von „dem migrantischen Arbeiter“ besondere Mittel der Mobilisierung und der rechten Agitation. Das unter dem Begriff Antifeminismus bekannte Phänomen hätte sich als harmlos wirkendes und damit sehr effektives Mittel der faschistischen Kräfte erwiesen. Es bilde ein Einfallstor für rassistische Politik und klassische Verschwörungstheorien, wurde ergänzt. Der Antifeminismus sei somit ein Teil des Klassenkampfes von oben.
    Gleichzeitig gäbe es aber auch die Antwort bürgerlicher feministischer Strömungen, die das Kampffeld zwischen den Geschlechtern und nicht zwischen den Klassen sähen. Beidem gelte es deshalb eine klassenbasierte Strategie entgegenzusetzen und deutlich zu machen, dass die Spaltung nicht im Interesse der Arbeiterklasse sei. Wir hielten fest, dass unser Kampf in dem Feld sowohl praktisch als auch ideologisch geführt werden, dass es eine Auseinandersetzung mit der Geschlechterdimension im Faschismus geben und dass es eine materialistische Position zur Frauen- und Geschlechterfrage geben müsse, mit der wir den Kampf führen könnten. 
  6. In der antifaschistischen Bündnispolitik stellten wir einige Fallstricke fest. Sehr breite Organisationsbündnisse führten immer dazu, dass Inhalte stark verwässert werden oder aber unterschiedlichste – oft widersprüchliche – Inhalte auf den Demos transportiert würden und die Demos nach außen hin somit unverständlich und unattraktiv wirkten. Wir hielten deswegen fest, dass eine weitreichende inhaltliche Einigkeit unter den politischen Bündnispartnern herrschen müsse, bevor ein gemeinsamer Auftritt folgen könnte. Erst käme die Diskussion, dann die gemeinsame Aktion. Hierbei stelle sich auch immer die Frage, was für ein Bündnis eingegangen werden solle. Also, ob es um ein langfristiges strategisches Bündnis ginge, ein Bündnis im revolutionären Kampf, oder um ein temporäres taktisches Bündnis z.B. zu einem Jahrestag oder gegen eine konkrete Tat des Staats, wie eine Waffenlieferung, Kostenerhöhung oder soziale Sparmaßnahme. Ersteres setze eine sehr weitreichende Einigkeit in allen Arbeitsfeldern voraus. In den letzten Fällen könne schneller und leichter inhaltliche Einheit hergestellt und somit breitere Bündnisse eingegangen werden, meinte ein Genosse. Einigkeit bestand darin, dass keine Bündnisse mit bürgerlichen Parteien eingegangen werden sollten. Es wurde darauf hingewiesen, dass unser Ziel sein sollte, gesellschaftliche Bündnisse zu schaffen, um tatsächlich breite Teile der Bevölkerung anzusprechen, hier wurde die Arbeit der kommunistischen Partei Griechenlands (KKE) besonders hervorgehoben. Es wurde auch ausgeführt, was damit gemeint sei, also Bündnisse zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Interessensgruppen, zum Beispiel zwischen den revolutionären Teilen der Umweltbewegung mit den klassenkämpferischen Teilen der Gewerkschaften. Eine Genossin berichtete von ihrer Erfahrung im Aufbau eines antifaschistischen Personenbündnisses, also einem Bündnis, was einen bestimmten inhaltlichen Grundkonsens hatte, bei dem dann aber Personen teilhaben und mitbestimmen konnten, egal ob sie organisiert waren oder nicht. So stand die konkrete Sache im Vordergrund, dieses Personenbündnis sei auch während Corona erfolgreich gewesen und schaffte es tausende Menschen in einer Kleinstadt auf die Straße zu bringen.

Gedenkrundgang: Die Toten mahnen uns – Gedenken heißt kämpfen

Am Sonntag schlossen sich weitere Genossinnen und Genossen an, sodass wir in einer Gruppe von 70 Menschen über das Gelände des ehemaligen KZ Buchenwald auf dem Ettersberg gingen. Wir wurden von einem erfahrenen Genossen über die Gedenkstätte geführt, welcher seit 15 Jahren antifaschistische Führungen für gewerkschaftliche, antifaschistische und kommunistische Gruppen organisiert und so auch der herrschenden Geschichtsverfälschung etwas entgegensetzt. Die Rolle des Internationalen Lagerkomitees, die Bedeutung der Selbstbefreiung und der kommunistische Widerstand generell wird von offizieller Seite nämlich immer weiter diffamiert und geleugnet.

Wir versuchten uns ein Bild davon zu machen, unter welchen Bedingungen die Häftlinge litten, zur Arbeit bis zum Tode gezwungen und systematisch ermordet wurden. Zwangsarbeit durch KZ-Häftlinge in den umliegenden Betrieben, Sexsklaverei im Lagerbordell, Folter, Mord und andere Gräueltaten wurden zur damaligen Normalität. Umso beeindruckender war für die Teilnehmenden der von den Häftlingen gegen den faschistischen Terror geleistete Widerstand, sei es durch Sabotageakte in der Kriegsindustrie, durch das Erkämpfen von besseren Bedingungen für die Häftlinge, das Verstecken von jüdischen Kindern und gesuchten Kommunisten im Lager oder die Vorbereitung der Selbstbefreiung. Ein spannender Fakt für die Anwesenden war, dass den Faschisten bei der Gestaltung der Inschrift des Lagertores „Jedem das Seine“ eine eigentlich „entartete“ Bauhaus-Schrift von den Häftlingen untergejubelt werden konnte. Die Führung lebte durch viele Fragen und Ergänzungen von allen Teilnehmenden. Der Höhepunkt war ein vorgetragenes Gedicht auf dem Boden des ehemaligen Kinderlagers, welches viele der Zuhörenden zu Tränen rührte und daran erinnerte, warum sich all die Strapazen des politischen widerständigen Lebens in diesem System lohnen. Die im Schwur von Buchenwald festgehaltene Aufgabe, wurde nach dem Wochenende für alle greifbarer und soll daran gearbeitet werden, das definierte Ziel Wirklichkeit werden zu lassen!

„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“

Nach vier Stunden endeten wir am größten KZ-Mahnmal Europas, welches bereits in den 50er Jahren in der DDR errichtet worden ist und somit das erste deutsche antifaschistische Mahnmal gegen den Faschismus war. Wir lernten seine demokratische Entstehungsgeschichte kennen – die von Fritz Cremer und Bertolt Brecht entworfene Personengruppe zu Ehren des Widerstandskampfes im Lager war das Produkt einer jahrelangen Debatte. Zuvor wurde ein Wettbewerb zur Gestaltung des Denkmals ausgeschrieben und die eingereichten Entwürfe in der Bevölkerung breit diskutiert.

Am Ende machten wir unser Abschlussfoto und entschlossen uns ein weiteres Mal wiederzukommen, um uns intensiver mit der Rolle der KPD, Ernst Thälmanns und dem Gedenken der DDR und BRD zu beschäftigen.

Wir als Kommunistische Organisation werten das Wochenende als vollen Erfolg aus. Wir haben vor, solche Wochenenden zu wiederholen und freuen uns auf die anstehenden Diskussionen und gegebenenfalls auch anschließenden Aktionen mit anderen antifaschistischen kommunistischen Gruppen und Einzelpersonen.

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