Schulter an Schulter gegen Ungleichheit – Hinaus zum internationalen Frauentag!

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Am 8. März jährt sich der Frauentag zum über hundertsten Mal. Aber brauchen wir heute überhaupt noch einen Frauentag? Heute, wo das Frauenwahlrecht durchgesetzt ist und die Gleichberechtigung im deutschen Grundgesetz steht? Unsere entschiedene Antwort ist: JA! Frauentag heißt für uns jedoch nicht, einfach nur Nelken zu verschenken, sondern auf die schwierige Situation von Frauen aufmerksam zu machen, Forderungen zu stellen und Position zu beziehen. Gegen die Verhältnisse, die Ungleichheit hervorbringen und gegen falsche Vorstellungen davon, wie Gleichberechtigung geschaffen werden kann.

Die Lage von Frauen in Deutschland

Frauen verdienen im Durchschnitt 20% weniger Geld und arbeiten öfter in schlecht bezahlten Jobs, z.B. im Sozial- oder Pflegebereich. Frauen haben mehr Teilzeit- und befristete Stellen und Leiharbeit ist keine Seltenheit. Deshalb ist auch die Altersarmut unter Frauen größer – sie bekommen durchschnittlich 45% weniger Rente als Männer. Aber es sind auch vorrangig Frauen, die sich um Arbeiten* wie Kindererziehung oder Hausarbeit kümmern. Die mangelnde öffentliche Kinderbetreuung macht es vielen Frauen schwer, in Vollzeit zu arbeiten und finanziell unabhängig zu sein. Frauen, die nur mit ihren Ehemännern zusammenbleiben, weil sie sich wirtschaftlich nicht selbst versorgen könnten, sind keine Ausnahme. Ebenso wenig alleinerziehende Mütter, die den alltäglichen Spagat zwischen finanzieller Existenznot und dem Wunsch, nur das Beste für ihre Kinder zu wollen, schaffen müssen. Aber auch Gewalt gegen Frauen ist Alltag: Viele Frauen erleben körperliche, sexuelle oder psychische Gewalt – am Arbeitsplatz, auf der Straße, in der Partnerschaft oder Familie.

Gleichberechtigung durch Frauenquote?

Immer wieder wird die Gleichberechtigung von Frauen in unserer Gesellschaft diskutiert und folgende Slogans sind zu hören: Wir brauchen eine Frauenquote, mehr Frauen in politischen Führungspositionen und mehr Unternehmerinnen. Diese Forderungen kommen aus unterschiedlichen politischen Lagern und sind mittlerweile allgemein verbreitet. Sie nutzen jedoch nicht der Mehrheit, sondern nur den privilegierten Frauen. Es sind Forderungen für die Elite und nicht für die breite Masse! So ist Angela Merkel als erste Bundeskanzlerin sicher kein Erfolg für die Frauenbewegung, weil sie und ihre Partei für den immer größeren Ausbau des Niedriglohnsektors mitverantwortlich sind. Konkret heißt das Befristung, Leiharbeit und Minijobs, worunter heute viele Frauen leiden. Ebenso wenig können sich die meisten Frauen darüber freuen, dass mit Susanne Klatten die drittreichste Person in Deutschland eine Frau und zugleich noch Eigentümerin von BMW ist. Von deren Reichtum kommt schließlich nichts bei ihnen an. An anderer Stelle kann man Parolen hören wie: Nieder mit der Männerherrschaftdenn die Männer sollen die Ursache des Problems sein. Aber auch das hilft den Frauen nicht weiter. Es führt nur dazu, dass Männer und Frauen gegeneinander ausgespielt werden und ihr gemeinsames Interesse aus dem Blick verlieren: Auch Männer leiden darunter, wenn ihre Partnerinnen in schlecht bezahlten Jobs arbeiten oder sie die Alleinverdiener sein müssen. Außerdem führen die Lohnunterschiede von Männern und Frauen dazu, dass die Löhne gedrückt werden und das allgemeine Lohnniveau sinkt. Solche Forderungen richten den Blick nicht auf die politisch und wirtschaftlich Verantwortlichen, die von der unterdrückten Stellung der Frau profitieren. Männer gegen Frauen“ ist also nur eine Forderung, die den Herrschenden in die Hände spielt! Eine Angestellte bei Amazon hat mit ihrem männlichen Kollegen sicher mehr gemeinsame Interessen als mit der weiblichen Führungskraft im Aufsichtsrat.

Was können wir tun gegen die Ungleichheit?

Aber natürlich gibt es auch Männer, die Frauen ausnutzen, sie beleidigen oder ihnen gewalttätig gegenübertreten. Dagegen müssen wir uns immer stellen! Indem wir aufmerksam dafür sind, was die Situation unserer Kolleginnen, Bekannten oder Nachbarinnen ist. Viele Frauen schämen sich, wenn sie Gewalt erfahren und ziehen sich ins Private zurück. Wir müssen mehr Möglichkeiten im Alltag schaffen, um Frauen zu stärken, ihnen mehr Selbstvertrauen zu verschaffen und sie aus der Isolierung zu holen. Dafür müssen wir aufeinander zugehen, offen über unsere Probleme sprechen und uns gegenseitig unterstützen – am Arbeitsplatz, im Verein oder im Stadtteil. Außerdem müssen wir auf die sozialen Probleme von Frauen aufmerksam machen und Forderungen stellen: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Lohnerhöhung in speziellen Frauenberufen und Abschaffung von Befristung und Leiharbeit! Jede Frau muss die Möglichkeit haben, in Vollzeit arbeiten zu können, um finanziell unabhängig zu sein. Das sollten unsere Kernforderungen in gewerkschaftlichen Kämpfen sein. Auch männliche Kollegen müssen sich den speziellen Problemen der Frauen annehmen und sich mit ihren Kolleginnen solidarisieren. Außerdem brauchen wir ausreichend Kita-Plätze in unseren Stadtteilen und mehr öffentliche Angebote für die Pflege von Angehörigen.

Frauen und Männer Schulter an Schulter!

Die schwierige soziale Situation von Frauen kommt jedoch nicht von ungefähr, sondern ist Ausdruck der allgemeinen Ungleichheit: In unserer kapitalistischen Gesellschaft bereichern sich einige wenige wie Susanne Klatten an der Arbeit vieler Millionen. Es sind Unternehmen und Politik, die über die sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen bestimmen und Frauen sind oft am härtesten davon betroffen. Eine wirkliche Befreiung aus dieser Lage ist also erst mit der Abschaffung dieser Verhältnisse möglich! Wie das gehen kann, hat uns die DDR gezeigt. Auch wenn der Weg der Gleichberechtigung noch nicht an seinem Ende war, waren doch wesentliche Probleme gelöst: Jede Frau hatte das Recht auf einen Arbeitsplatz und ein kostenloser Krippen- oder Kindergartenplatz in der Nähe war Selbstverständlichkeit. Das sicherte Frauen die ökonomische und soziale Unabhängigkeit vom Mann. Das war möglich, weil sich in der DDR nicht eine kleine Elite bereicherte, sondern alle vom gesellschaftlichen Reichtum profitierten. Der Kampf um die Gleichberechtigung ist also auch immer ein Kampf um den Reichtum dieser Gesellschaft. Diesen müssen Frauen und Männer gemeinsam führen – Schulter an Schulter. Gegen die kapitalistischen Verhältnisse, die Ungleichheit hervorbringen und für eine Gesellschaft, von der keine kleine Elite profitiert, sondern wir, die Mehrheit der Menschen!

* an dieser Stelle stand ursprünglich „unbezahlte Arbeiten“. Das war ein Fehler unsererseits: Von der Reproduktionsarbeit als „unbezahlter Arbeit“ zu sprechen impliziert ein falsches Verständnis von Lohnarbeit und Familie im Kapitalismus.

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