Liebe Leserinnen und Leser,
die zweite diesjährige Ausgabe der „Klassenkampf und Wissenschaft“ besteht aus verschiedenen Texten zu historischen Themen mit Lehren für heute und aktuellen Fragen, mit denen sich die Kommunistische Partei (KP) und die kommunistische Bewegung aktuell beschäftigen. Dabei wird nicht auf ein einzelnes Thema ein besonderer Fokus gelegt, sondern es werden verschiedene Aspekte und Fragen behandelt.
Der erste Text dieser Ausgabe beschäftigt sich mit der Taktik der proletarischen Einheitsfront von unten, die mehrfach Gegenstand von Diskussionen mit anderen Organisationen im Verlaufe dieses Jahres gewesen ist. Der Text ist eine Antwort auf eine Kritik zweier Autoren der Online-Zeitung „Klasse gegen Klasse“ an ihrem Verständnis der Einheitsfront. Er versucht mit Missverständnissen und falschen Interpretationen aufzuräumen und klarzumachen, dass die KP einen ernsthaften und konsequenten Kampf für die Einheit der Arbeiterklasse auf klassenkämpferischer Basis führt. Gleichzeitig begründet der Text, warum die Einheitsfront „von oben“, also Bündnisse zwischen revolutionären und reformistischen Organisationen, letztlich die Bewegung in die Sackgasse einer fortschreitenden Anpassung der Revolutionäre an die herrschenden Verhältnisse führt.
Des Weiteren veröffentlichen wir in dieser Ausgabe eine Kritik an der Ideologie der Postmoderne. Der Postmodernismus hat erheblichen Einfluss auf Linksliberale, aber auch auf Strömungen, die sich selbst als „linksradikal“ bezeichnen oder sich gar der kommunistischen Bewegung zurechnen. Der Artikel setzt auf einer grundsätzlicheren, philosophischen Ebene an und begründet, warum „die postmoderne Ideologie dem Marxismus nicht nur feindlich gesinnt ist, sondern schon fast als sein vollkommenes Gegenteil bezeichnet werden könnte, und dass sie gezielt von der herrschenden Klasse eingesetzt wird, um die Arbeiterklasse ihrer Weltanschauung zu berauben“.
Zwei Texte in dieser Ausgabe behandeln historische Ereignisse und welche Lehren für heute aus ihnen gezogen werden können. Ein Artikel widmet sich der Geschichte der „Roten Ruhrarmee“ von 1920, der ersten proletarischen Armee auf deutschem Boden. Die damals gemachten Erfahrungen dieses bisher unterbeleuchteten Kapitels der deutschen Arbeiterbewegung liefern auch für heute Antworten auf zentrale Fragen der Strategie und Taktik, wie der Einheitsfronttaktik. Der zweite Artikel widmet sich dem 500-jährigen Jubiläum der Bauernkriege, der bedeutendsten revolutionären Aktion auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands vor den Revolutionen von 1848/49 und im November 1918. Die Abhandlung stellt den historischen Verlauf der Bauernkriege dar und diskutiert ihre Bedeutung für die Herausbildung der bürgerlichen Verhältnisse in Deutschland. Die Bauernkriege sind ein wichtiges Zeugnis für die kämpferischen Traditionen der unterdrückten und ausgebeuteten Klassen auf dem Gebiet des heutigen Deutschland.
Schließlich veröffentlichen wir einen Artikel von Tomás Oroño aus der „Orientación“, der Zeitung der Kommunistischen Partei Argentiniens (PCA), mit dem Titel „Browderismus in Reinform: Der 24. außerordentliche Kongress der Kommunistischen Partei Kolumbiens“. Es handelt sich beim „Browderismus“ um ein opportunistisches Programm der Klassenversöhnung, welches auf Earl Browder, einem der führenden Köpfe der Kommunistischen Partei der USA (CPUSA) in den 1940er Jahren, zurückgeht. Der „Browderismus“ hat bis heute starke Auswirkungen auf die kommunistische Bewegung in verschiedenen Ländern Lateinamerikas. Der von uns übersetzte Artikel der PCA beschreibt seine Entwicklung in Kolumbien, Kuba und Peru und zeigt die Bedeutung des Kampfes gegen den Opportunismus und die Sozialdemokratie auf. Wir danken der PCA für die Möglichkeit, diesen Text bei uns veröffentlichen zu dürfen.
Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern eine spannende Lektüre. Wir freuen uns weiterhin über Einsendungen von Kommentaren, Kritiken und auch ganzen Artikeln.


