Nur die proletarische Frauenbewegung wird die völlige Emanzipation aller Frauen erkämpfen können – Schulter an Schulter mit ihren Klassenbrüdern!
Der internationale Frauenkampftag wurde zu Ehren der Frauenbewegung mit den proletarischen Frauen an ihrer Spitze 1921 in Moskau auf den 8.März gelegt. Und auch Jahre zuvor hatte die internationale Frauenbewegung schon mehrere Frauentage – vor allem für das Frauenwahlrecht – veranstaltet. Der 8. März wurde in Gedenken an die Arbeiterinnen und Bäuerinnen gewählt, die am 8. März 1917 in Moskau gegen den 1. Weltkrieg demonstrierten und damit die Februarrevolution auslösten.
Der Tag war von Beginn an ein Tag proletarischer Frauen und ein kommunistischer Gedenktag, der Themen von Arbeiterinnen wie Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich, gratis Schulessen und kostenlose legale Schwangerschaftsbrüche auf die Tagesordnung setzte. Alle Versuche der späteren Sozialdemokratie und der bürgerlichen Frauenbewegung einen anderen Tag zu etablieren, sind gescheitert. Allerdings wurde die proletarische kommunistische Frauenbewegung mit der Konterrevolution 1990 immer schwächer und die bürgerlichen Einflüsse immer größer,. So wurde der 8. März nach und nach seiner proletarischen und revolutionären Inhalte beraubt.
Die kommunistische Bewegung muss sich dieses Tages und der Themen der Proletarierinnen wieder mehr annehmen, eine eigenständige proletarische Frauenbewegung aufbauen und alle bürgerlichen und reaktionären Vereinnahmungen klar zurückweisen.
Der 8. März ist international!
Es sind die Arbeiterinnen weltweit, die die Kämpfe um bessere Arbeits- und Lebensbedingungen, um Gleichberechtigung und um die staatliche Verantwortungsübernahme für die Kinderfürsorge historisch anführten. Auch heute stehen international in vielen Kämpfen Arbeiterinnen an der Spitze: Im Oktober 2016 haben 100 000 Polinnen gegen das Abtreibungsverbot gestreikt, 2018 haben fünf Millionen Spanierinnen am 8. März ihre Arbeit niedergelegt und gleiche Löhne und bessere Arbeitsbedingungen gefordert, im Februar 2022 haben Kolumbianerinnen das Recht auf Abtreibung bis zur 24. Schwangerschaftswoche erkämpft – vorausgegangen waren massive Proteste, die die Liberalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen forderten, in vielen lateinamerikanischen Ländern.
Diese Kämpfe waren von Anbeginn und sind auch heute Teil der Kämpfe des Proletariats für die Befreiung vom kapitalistischen System. Sie haben das Potential, dass Arbeiterinnen weltweit ihre gemeinsamen Interessen erkennen und der kapitalistischen Unterdrückung und Ausbeutung insgesamt den Krieg erklären.
Die internationale Arbeiterbewegung ist jedoch in die Krise geraten. Ihre Speerspitze – die kommunistische Weltbewegung – ist durch Revisionismus und Konterrevolution, durch tiefe Spaltungen, aber auch durch Repression in vielen Ländern zurückgedrängt worden und isoliert von der Arbeiterklasse. So wurde das Feld des Kampfes zur Befreiung der Frauen weitgehend den bürgerlichen Kräften überlassen, was zu Illusionen in die bürgerliche Herrschaftsform und zur Desorganisierung führte. Die kommunistische Bewegung in Deutschland lieferte kaum Antworten auf die aktuellen Fragen der Lage und Kampfbedingungen von Frauen. Das führte dazu, dass arbeiterfeindliche Einflüsse, bürgerliche und kleinbürgerliche Ideologien Einzug in die Frauenbewegung erhielten. Dazu gehören z.B. bürgerlich-feministischen Einflüsse, die mit rassistischen Parolen gegen vermeintlich fremde Kulturen in die Bewegung hineindrängen. So wird die antimuslimische Forderung nach einem Kopftuchverbot fälschlicherweise als Frauenbefreiung verklärt und Kriege werden als humanitäre Einsätze zur Herstellung von „Frauenrechten“ legitimiert. Bestrebungen dieser Art reihen sich nahtlos in eine koloniale Tradition ein. Schon der Kolonialismus wurde u.a. als Befreiung nicht-europäischer und nicht-weißer Frauen aus ihrem „niederen Stand“ gerechtfertigt.
Alle Versuche die Frauenbewegung zu spalten, indem rassistische Vorurteile im Namen der Frauenbefreiung in die Gesellschaft getragen werden, müssen von der proletarischen Frauenbewegung abgewiesen und bekämpft werden. Unser Kampf ist klar antirassistisch und wendet sich gegen imperialistische Kriege!
Der 8. März ist ein Kampftag!
Arbeiterinnen wurden in der kapitalistischen Gesellschaft von Anbeginn in die Sphäre der Reproduktionsarbeit gedrängt. Sie waren und sind somit verantwortlich für die Hausarbeit, die zur Wiederherstellung der Arbeitskraft dient: Die Arbeitskraft, die täglich gesellschaftlichen Reichtum schafft, den sich die Kapitalisten durch Ausbeutung aneignen. Aber sie sind auch verantwortlich für das Gebären und Erziehen von Kindern, also der Herstellung neuer Arbeitskräfte. Obwohl diese Reproduktionsarbeit auf den Schultern der Frauen liegt, sind ihre Löhne selbst bei gleicher Arbeitsproduktivität durchschnittlich geringer und sie leben öfter in Armut als ihre männlichen Kollegen.
Ein Großteil der Reproduktionsarbeit wird zudem gezielt an proletarische – oft migrantische – Frauen ausgelagert und besonders schlecht entlohnt. Ihre Lebenswirklichkeit steht also im schreienden Widerspruch zur Welt der bürgerlichen Frauen. Während sich bürgerliche Frauen dem Einhalten von Schönheitsidealen, der Kultur und teilweise sogar der Politik und Wirtschaft widmen können, arbeiten sich proletarische Frauen für einen Niedriglohn in den Villen und Produktionsstätten der Reichen kaputt und kümmern sich neben ihren eigenen auch um fremde Kinder. So ist ihre harte Lebenswirklichkeit nicht nur Resultat einer frauenfeindlichen Gesellschaftsordnung, sondern auch Stütze ebendieser und eine Erleichterung für bürgerliche Frauen.
Alle Vorstellungen vom zarten und schützenswerten Geschlecht sind Fremdwörter für proletarische Frauen. All ihre Alltagserfahrungen sprechen eine andere Sprache: die des Schweißes, der kaputten Rücken, der Armut ebenso wie der vielen Formen von Gewalt, gegenüber denen sie sich täglich behaupten müssen. Das Leben der Arbeiterinnen ist ein widerständiges Leben, was sie nicht zu Opfern, sondern zu Kämpferinnen erzieht.
Jeder Versuch, den Klassengegensatz zu verwischen und Arbeiterinnen nicht als Kämpferinnen, sondern wehrlose zarte Opfer darzustellen und mit bürgerlichen Frauen gleichzusetzen, muss von der proletarischen Frauenbewegung abgewiesen und bekämpft werden.
Mögen diese Versuche von reaktionären Kräften kommen oder von Liberalen und so genannten Linken. Die rechten und konservativen Ansätze sind schnell als rückwärtsgewandt und frauenfeindlich erkennbar. Die Ansätze, die im Namen der Gleichberechtigung und Emanzipation alle Frauen gleichsetzen und gegen Männer ausspielen, die ihre Probleme durch Quotierungen und Sprachregelungen zu lösen versuchen, verharmlosen die Lage der Arbeiterinnen und gehen an ihren Lebensrealitäten vorbei. Positive Errungenschaften, wie sie beispielsweise von der Frauenhausbewegungen der 70er Jahre erkämpft wurden, (auch wenn heute nach vorsichtigen Rechnungen immer noch ca. 15.000 Frauenhausplätze in Deutschland fehlen), zeigen eines ganz deutlich: Selbstschutz muss erkämpft
und organisiert werden. Radikalistische Parolen wie „Trauert nicht – schlagt zurück“ ohne konkretes Organisationsangebot helfen proletarischen Frauen ebenso wenig wie linke Wohlfühlblasen, die als „Safe Spaces“ getarnt werden, jedoch durch Szenecodes viele Arbeiterinnen abschrecken und ausschließen.
Formal-juristische Gleichberechtigung dient nur den bürgerlichen Frauen und eine alleinerziehende Mutter mit zwei Minijobs profitiert ebenso wenig von der Quotierung der Chefetagen wie eine migrantische Pflegekraft im Altersheim. Arbeiterinnen sind trotz Quotierungen und Sprachregelungen nach wie vor in Teilzeitjobs, Niedriglohnsektoren, unsicheren Arbeitsverhältnissen und Reproduktionsarbeit gefangen.
Dennoch vereinigt dieser Kampftag die Interessen aller Frauen. Arbeiterinnen zeigen durch ihre Lebensrealität, dass Frauen auch Kämpferinnen sein können und sind somit Vorbild auch für kleinbürgerliche und bürgerliche Frauen, die sich dem Kampf anschließen können. Genauso wie das Proletariat nicht nur der Befreier des Proletariats, sondern der ganzen Menschheit sein wird, so wird auch die proletarische Frauenbewegung die Emanzipation aller Frauen erkämpfen.
Der Kampf um gleichen Lohn für gleiche Arbeit, kostenlose Kindertagesstätten und kostenloses Essen in Kantinen, Schulen und Wohnvierteln und gegen prekäre Beschäftigungsverhältnisse muss von der proletarischen Frauenbewegung aufgenommen werden. Der von oben aufgesetzte Kampf für scheinbare Gleichheit, die die materiellen Bedingungen unangetastet lässt, kann links liegen gelassen werden. Unser Kampf ist klar antikapitalistisch und kämpferisch!
Der 8. März ist ein Kampftag gegen die Herabsetzung der Frau!
Die Herabsetzung der proletarischen Frau drückt sich vor allem in ihrer Verfügbarkeit als käufliches Lustobjekt in der Prostitution aus, aber auch in der Zuschreibung und Reduzierung von Frauen auf eine Mutter-, Ehe- oder Hausfrauenrolle oder auf das Dasein als „das schöne Geschlecht“, das dem männlichen Blick standhalten müsse. Dass es vor allem proletarische Frauen sind, die aus Not ihre Körper verdingen, ist eine Realität. Alle Versuche, diese Realität als sexuelle Freiheit zu verkleiden, sind zu entlarven. Die Schätzungsweise 400.000 prostituierten Proletarierinnen in Deutschland sind täglicher Unterdrückung, Ausbeutung, Gewalt und Herabsetzung ausgesetzt. Auch sind Ansätze, die die Emanzipation der Frau auf ihre individuell-sexuelle Freiheit reduzieren oder fokussieren eine Herabsetzung der Frau auf ihre Geschlechtsfunktion. Solche Ansätze gehen häufig in dem Sinne mit einer Regression einher, indem sie die Frau als Sex-‘Subjekt’ identifizieren und damit ihre Herabsetzung als freiwillige Herabsetzung manifestieren bzw. legitimieren.
Die bürgerliche Ehe schützt das Eigentum, das Erbe und bevorzugt und reproduziert das vorherrschende Frauenbild. Geht es für die bürgerliche und in Grenzen auch für die kleinbürgerliche Frau im Rahmen der ehelichen ‘Gemeinschaft’ um Vererbung, Versorgung und Status, ist für die proletarische Frau eine solche Realität fern. Das Proletariat hat kein Eigentum, doch auch hier wird das bürgerliche Konzept der Ehe durch Steuervorteile und Fürsorgerechte staatlich privilegiert, um die gesellschaftlich notwendige Reproduktionsarbeit als individuelle Arbeit von Frauen aufrecht und sie in ökonomischen Abhängigkeiten halten zu können.
Die Losung muss daher nicht „Ehe für Alle!“ sondern „Ehe für Niemanden!“ lauten und sich ebenso gegen sogenannte Bedarfsgemeinschaften richten, die besonders bei Hartz IV für viele Frauen zum Verhängnis werden. Dieser Kampf geht einher mit dem Kampf um die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen. Das bedeutet den Kampf um die ersatzlose Streichung des §218 StGB, durch den in Deutschland Schwangerschaftsabbrüche – wenn auch in Ausnahmen straffrei – grundsätzlich verboten sind. Denn auch die staatliche Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen steht in der kapitalistischen Logik, Frauen als Reproduktionskörper verfügbar zu halten und somit letztlich ihrer eigenen Verfügung über ihren Körper zu berauben.
Die Formen der Herabsetzung der Frau als Reproduktions- und Konsumptionskörper sind untrennbare Ausdrucksformen der kapitalistischen Eigentumsverhältnisse. Die proletarische Frauenbewegung muss somit weiterhin gegen die Reduzierung von Frauen als Lustobjekt, gegen Domestizierung von Frauen durch die staatlich privilegierte Ehe und für die vollständige Erlangung reproduktiver Rechte und somit für die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen kämpfen.
Keine volle Emanzipation der Frau ohne Sozialismus! – Kein Sozialismus ohne die Emanzipation der Frau!
Die materiellen Bedingungen, also das Privateigentum an Produktionsmitteln und die gesellschaftlich notwendige, aber individualisierte Reproduktionsarbeit, sind die Ursache für die Ausbeutung, Unterdrückung und Herabsetzung der Arbeiterinnen. Der Kampf um Sozialismus ist somit gleichzeitig ein Kampf um die Befreiung der Frauen. Die Teilnahme der Frauen an diesen gesellschaftlichen Kämpfen, an allen Fronten des Kampfes, ist die höchste Form der Emanzipation, die Frauen im Kapitalismus erreichen können. Im Prozess der Beteiligung und vor allem der Übernahme der Führung in der revolutionären Bewegung, werden die proletarischen Frauen ihre Rolle als Gleiche unter Gleichen lernen, erfahren und ausfüllen. In diesen Kämpfen geht es um die Zurückdrängung der bürgerlichen und kleinbürgerlichen Vorstellungen, die die Frau klein halten und herabsetzen, aber auch um sehr konkrete materielle Kämpfe, die um die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Frauen und damit der proletarischen Massen ringen. Historisch war es die proletarische Bewegung, die das allgemeine Wahlrecht, das Recht auf Arbeit und Kinderbetreuung gebracht hat. Die sozialistischen Staaten waren und sind Schaufenster für die Arbeiterinnen der kapitalistischen Länder und haben dem Kampf um konkrete Verbesserungen immer große Dienste erwiesen und das Kapital immer und immer wieder zu Kompromissen gezwungen. Denn die Situation von Arbeiterinnen in sozialistischen Ländern war denen in ihren kapitalistischen Nachbarländern immer drei Schritte voraus, seien es die umfassenden staatlichen Kinderbetreuungs-Systeme, das Recht auf Schwangerschaftsabbruch oder jenes zu arbeiten.
Eine volle Befreiung kann es nur geben, wenn die materiellen Bedingungen dafür geschaffen werden: die Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln, die Installierung der Macht und Kontrolle der arbeitenden Klasse über die gesellschaftliche Produktion und Reproduktion.
Mit voller Befreiung ist zum einen gemeint, dass die Frauen von ihrer Klassenunterdrückung und ihrer Unterdrückung als Frauen befreit sind, aber auch, dass eine Befreiung aller Arbeiterinnen international nur in einem sozialistischen Weltsystem verwirklicht werden kann. Andernfalls wird die Reproduktionsarbeit, von der sich Teile der Frauen befreien konnten, nicht gesellschaftlich übernommen, sondern an Billiglöhnerinnen anderer Ländern ausgegliedert werden, wie es in vielen imperialistischen Zentren wie Deutschland schon der Fall ist. Erst im Sozialismus liegt die Verantwortung der Reproduktionsarbeit nicht mehr allein in der Kleinfamilie, sondern wird zur gesellschaftlichen Aufgabe.
Dabei ist es eine Illusion zu glauben, dass sich mit der Überwindung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse automatisch die gesellschaftlichen Beziehungen, die jahrhundertelang wirksam waren und mit ihnen die moralischen Vorstellungen, verändern. Auch im Sozialismus muss es ein bewusstes und planmäßiges Herangehen an die Frauenfrage geben, für deren erfolgreiche Beantwortung hier überhaupt die materiellen Voraussetzungen gegeben sein werden.