Kampf der imperialistischen Barbarei!
Dem grauen, kalten Wetter zum Trotz versammelten sich Freitagabend rund 200 Leute zum Auftakt des Kommunismus Kongress 2024 der Kommunistischen Organisation. Besonders gefreut hat es uns, dass zahlreiche internationale Gäste den Weg nach Berlin auf sich nahmen; aus Schweden (SKP), Österreich (PdA), Frankreich (PCRF und JC Bouche-du-Rhône), Mexiko (PCM), Brasilien (PCB-RR), Venezuela (PCV), Belgien (OC Belgien), Irland und natürlich die Genossen der Kampagne “Nieder mit dem Krieg” aus Russland (Rksm(b)) und der Ukraine (RFU, SKU). Auch aus Deutschland waren verschiedene Gruppen anwesend, unter anderem waren die Kämpfende Jugend (KJ Bremen) und der Kommunistische Aufbau (KA) zur Podiumsdiskussion eingeladen.
Nach der Begrüßung mit einführenden Informationen folgte ein Bericht aus der Kampagne “Nieder mit dem Krieg” mit einigen Impressionen von teilnehmenden Gruppen, bisherigen Aktionen und den bisher erreichten Spenden. Mit dem gemeinsamen Abendessen und einer kontrovers geführten Podiumsdiskussion zum Thema “Revolutionäre Strategie gegen den deutschen Imperialismus” zwischen KO, KA und KJ wurde der Auftakt abgerundet. Hier wurden sowohl übergeordnete Fragen wie die Lage des Imperialismus, als auch konkrete Probleme wie Bündnispolitik, der Kampf gegen den Revisionismus und die Sozialdemokratie in der Gewerkschaftspolitik behandelt. Diesen wie alle weiteren Vorträge und Inputs werden wir in Kürze auf unserem YouTube Kanal veröffentlichen.
Der Morgen des zweiten Tages wurde mit zwei internationalen Grußworten von Alavanca aus Portugal und JC Bouche-du-Rhône aus Frankreich begonnen. Auf diese folgte ein Referat zur Imperialismusanalyse der KO, die im Laufe des letzten Jahres im Rahmen des Klärungsprozesses vertieft wurde, und der daraus begründeten strategischen Schlussfolgerungen zum Kampf gegen den Imperialismus. Mit einer einführenden Darstellung des Imperialismusverständnisses wurden die sich zuspitzenden Widersprüche in ihren internationalen Auswirkungen, die Aufteilung der Welt in imperialistische Blöcke und die Rolle Deutschlands darin beleuchtet. Insbesondere ging das Referat auf die unterschiedlichen Charakter der Kriege in der Ukraine und in Palästina ein, sowie auf unseren Kampf in Deutschland im Sinne des proletarischen Internationalismus in voller Solidarität mit der revolutionären und Widerstandsbewegung.
Zu den Highlights der Konferenz gehörten ohne Zweifel die zahlreichen Beiträge der internationalen Gäste. Dazu gab es zunächst ein Podium mit Erfahrungsberichten des Kampfes gegen den imperialistischen Krieg von kommunistischen Organisationen in Russland und der Ukraine. Es wurde durch die Genossin der SKU eröffnet, welche in ihrem Vortrag zielführend darlegen konnte, dass Imperialismus als Epoche und nicht spezifische Politik verstanden werden muss, und wie es der SKU gelingt, seit der Konterrevolution und den darauf folgenden Umwürfen der 90er Jahre und nun insbesondere seit dem Ausbruch des offenen Krieges in der Ukraine die kommunistischen Kräfte organisatorisch und ideologisch zu stärken. Der Genosse der RFU stellte Informationen und Statistiken über die Lage der Arbeiterklasse in der Ukraine seit Kriegsbeginn vor und konnte auch Berichte aus den besetzten Gebieten zusammenfassen. Außerdem unterstrich er, dass die unmittelbare Aufgabe für Kommunisten in der Ukraine die Schaffung der Kommunistischen Partei ist. Dazu stellte er seine Organisation vor und berichtete über ihre Arbeitsweise. Die Genossin der RKSM(b) berichtete über die Veränderungen der russischen Monopole, die gesteigerten Repressionen und den Kampf ihrer Organisation dagegen. Sie erläuterte die Rolle der Sozialchauvinisten, die gekonnt die Klassenwidersprüche ignorieren und sich hinter die russische Bourgeoisie stellen, indem sie das Narrativ des antifaschistischen Krieges übernehmen. Sie betonte auch die Notwendigkeit der ideologischen Klarheit, in Abgrenzung zu Ideen von einer vagen “linken Einheit” ohne inhaltliche Basis. Abschließend konnten ein paar Fragen an das gesamte Panel gestellt werden, welche dieses ausführlich beantwortete.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen diskutierten im nächsten Panel Vertreter der SKP, PdA und PCRF über die Lage und Orientierung der kommunistischen Bewegung in Europa. Sie starteten mit einer Vorstellung ihrer Parteien. Die Parteien berichteten über Erfahrungen im Kampf gegen den Revisionismus in ihren Ländern und insbesondere die Sozialdemokratisierung, die sich bei ehemals kommunistischen Parteien in ihren Ländern durchgesetzt hatte. Anschließend weiteten sie die Perspektive auf eine europäische Ebene. Vor allem ging es um das Scheitern der Europäischen Kommunistischen Initiative aufgrund von revisionistischen Entwicklungen in einzelnen Parteien der Initiative, die spätestens mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine offen zu Tage traten. An der Gründung der Europäischen Kommunistischen Aktion (EKA) auf Basis einer größeren inhaltlichen Klarheit – eine aus dem Scheitern der Initiative gezogene Konsequenz – waren alle Parteien, die auf dem Podium sprachen, beteiligt. So ging es im Anschluss um die Perspektiven, die der neu gegründete europäische Zusammenhang bietet. Die Parteien der EKA sind sehr unterschiedlich weit entwickelt und auf unserem Podium waren solche Parteien vertreten, die mit ihrem Aufbau und der Entwicklung einer Massenverankerung noch am Anfang stehen. Deshalb spielten auch Fragen der notwendig durchzuführenden Bolschewisierung der Parteien und der Ansätze von Massenarbeit eine Rolle.
Im letzten Block folgten Berichte und Einschätzungen aus Lateinamerika. Die Genossin der PCM begann mit einem dichten und spannenden Input zu Mexikos Stellung im Imperialismus und die sich daraus für die Partei ergebenden Kämpfe und Probleme. Daran schloss der Genosse der PCB-RR mit einer Analyse der Rolle und Widersprüche des BRICS-Bündnisses, Brasiliens Platz darin und daraus abgeleiteten Aufgaben und Strategien des proletarischen Internationalismus an. Abschließend konnte die online zugeschaltete Genossin der PCV von den Erfahrungen ihrer Partei mit der kritischen Unterstützung von Chávez’ Regierung selbstkritisch berichten und die offene Wende der Regierung hin zu einer kapitalistischen Politik und deren Scheitern einordnen.
Auch hier freuten sich die drei Genossen über eine Reihe von Fragen aus dem Publikum zu den spezifischen Bedingungen und Aufgaben des Kampfes in Lateinamerika.
Der Kongress wurde mit einem vielfältig zusammengestellten Kulturprogramm und dem Singen der Internationalen abgerundet.
Dass das dort besungene Ideal des proletarischen Internationalismus an diesem Wochenende mit konkretem Leben gefüllt wurde, war nur durch die vielen Genossinnen und Genossen möglich, die den teilweise weiten Weg zu uns auf sich genommen haben. Wir bedanken uns daher ausdrücklich bei allen internationalen Gästen sowie den teilnehmenden Gruppen und Interessierten aus Deutschland! Wir denken, dass wir gemeinsam mit dem Kommunismus Kongress einen Teil zur Stärkung der Internationalen Bewegung und dem Aufbau einer starken Kommunistischen Partei in Deutschland beitragen konnten.
Auch in Bezug darauf gilt natürlich: Wir lernen im Vorwärtsgehen. So haben wir gemerkt, dass die Menge und Länge an frontalen, vortragsartigen Inputs über den Tag verteilt herausfordernd war und dadurch auch nicht immer eine so lebendige Diskussion geführt werden konnte, wie wir sie uns wünschen und wie sie notwendig ist, um die Standpunkte gemeinsam weiterzuentwickeln. Wir denken, dass trotzdem alle Gäste des Kongresses etwas mitgenommen haben und auch die Gespräche in den Pausen zwischen dem zentralen Programm bereichernd waren. Für das nächste Mal nehmen wir uns vor, geeignetere Formate zum lebendigen Austausch zu finden, sodass mehr diskutiert und nachgefragt werden kann – hier ist definitiv Luft nach oben gewesen. Insbesondere wollen wir gerne unseren ausländischen Gästen noch mehr Gelegenheit geben, über ihre Erfahrungen zu diskutieren und von den Klassenkämpfen in ihren Ländern detaillierter zu berichten. Bis dahin: Es lebe die internationale Solidarität!