Am 11. November führten wir in Hamburg ein Tagesseminar durch, welches die Frage„Wie kam der Faschismus 1933 an die Macht?“ stellte und antifaschistische Gegenstrategien untersuchte. Nach der Auseinandersetzung mit verschiedenen Definitionen der Kommumnistischen Internationale des „Faschismus“, gab es einen historischen Abriss, der die Entwicklung in Deutschland von der Novemberrevolution bis zur Machtübertragung an die Faschisten Anfang 1933 darstellte. Wie aufgezeigt wurde, hatten große Teile des Kapitals kein Interesse an einer parlamentarischen Demokratie und die Massenbasis der Faschisten lag vor allem im Kleinbürgertum und Bürgertum, während es durchgehend einen recht stabilen Block der Arbeiterparteien (KPD, SPD) gab, innerhalb welchem mit der Zeit ein immer größerer Teil an Arbeitern von der SPD zur KPD überging. Die Rolle des Großkapitals wurde deutlich als die Hauptkraft bei der Machtübertragung an die Faschisten herausgearbeitet. Um seine, aus der Konkurrenz der Monopole geborenen, imperialistischen Ziele umsetzen zu können, war es ganz im Interesse des Kapitals, durch die Faschisten eine geschlossene Heimatfront zu erzwingen.
In Gruppenarbeit haben wir die verschiedenen Strategien der KPD und SPD, in ihrem Kampf gegen den Faschismus herausgearbeitet. Während die KPD auf die Einheitsfront aller Arbeiterinnen und Arbeiter orientiert hatte und den Kampf gegen den Faschismus mit dem Kampf für die Revolution zum Sozialismus verbunden hatte, setzte die SPD dagegen auf die Verteidigung der bürgerlichen Verfassung der Weimarer Republik. Diese verteidigte sie gegen alle, die sie abschaffen wollten, also sowohl gegen Rechts, als auch gegen die Kommunisten. Hierdurch verhinderte die SPD-Führung einen wirksamen Kampf der Arbeiterklasse gegen die Machtübertragung an die Faschisten. Außerdem verhinderte sie u.a. Generalstreiks, warb dafür, die Faschisten an der Wahlurne zu schlagen und spielte gleichzeitig die Gefahr des Faschismus herunter.
Eine wichtige Erkenntnis war unter anderem, dass der Faschismus eine Spielart der bürgerlichen Herrschaft ist. Er dient in erster Linie der Erzwingung einer Heimatfront zur Durchsetzung imperialistischer Ziele. Der Faschismus muss dabei bei seinem Weg zur Macht die Unzufriedenheit, die der Kapitalismus notwendigerweise hervorbringt, aufgreifen, um sich eine möglichst große Massenbasis zu schaffen. In den ideologischen Richtungen ist er dabei sehr flexibel. Heute setzen Faschisten beispielsweise kaum noch auf innereuropäischen Rassismus und Antisemitismus, sondern wählen als Sündenböcke stattdessen eine „faule Unterschicht“ oder Migranten und befeuern einen antimuslimischen Rassismus.
Ein offensiver Antifaschismus muss darum ebenso bei der Unzufriedenheit und den sozialen Problemen unserer Klasse ansetzen. Er muss dort die Kämpfe unterstützen und anführen, immer mit der Orientierung der Überwindung des Kapitalismus und dem Aufbau des Sozialismus.
Das Seminar wurde von den Teilnehmenden als sehr gut und informativ ausgewertet, wenngleich mehr Zeit für weiterführende Diskussionen gut gewesen wäre.