Kapitel 7: Die Kommunistische Partei

Kapitel 7: Die Kommunistische Partei

7.1 Organisationsprinzipien der Kommunistischen Partei

7.2 Verhältnis zwischen Partei und Arbeiterklasse

Eine Bewegung, die von Illusionen über den Kapitalismus ausgeht, wird keine revolutionäre praktische Orientierung entwickeln können, sondern sich an unrealistischen Lösungen auf dem Boden des bestehenden Systems abarbeiten. Sie wird für den Kapitalismus nie eine Gefahr darstellen. Die Erarbeitung und tiefe Verinnerlichung der revolutionären Theorie ist für die Arbeiterbewegung daher eine der entscheidendsten Fragen überhaupt.

Die revolutionäre Theorie braucht aber erstens einen Ort, an dem sie kollektiv und systematisch entwickelt werden kann. Sie entsteht nicht von selbst; es reicht nicht aus, wenn einige klassenbewusste Arbeiter die Klassiker des Marxismus-Leninismus lesen. Denn der Marxismus-Leninismus, der Wissenschaftliche Sozialismus, ist keine Sammlung von Lehrbuchweisheiten. Er bedarf der ständigen Anwendung auf die Realität, der permanenten Weiterentwicklung und Präzisierung anhand der politischen Praxis, der Auswertung der historischen Erfahrungen der Bewegung und der Analyse einer sich ständig verändernden Welt. Eine solche anspruchsvolle systematische wissenschaftliche Arbeit kann nur in einer bestimmten Art der Organisation geleistet werden – einer Organisation der Arbeiterklasse, die in sich die fortgeschrittensten und konsequentesten Vertreter der Klasse vereint und die Erfahrungen der Klasse zusammenführt, auswertet und ihre Schlussfolgerungen daraus zieht.

Zweitens muss diese Organisation in enger Verbindung mit der Arbeiterklasse stehen, um den Wissenschaftlichen Sozialismus nicht nur entwickeln, sondern ihn auch in allgemein verständlicher Form in die Arbeiterklasse zurückzutragen und seine Erkenntnisse im Klassenkampf der Arbeiterklasse handlungsleitend werden zu lassen.

Diese Organisation der Arbeiterklasse, von der hier die Rede ist, kann nur die Kommunistische Partei sein. Die Kommunistische Partei ist also eine Weltanschauungspartei, sie ist organisierter Träger des Marxismus-Leninismus, ihre gesamte Existenz, ihr innerer Aufbau und ihre Politik beruhen auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen dieser Weltanschauung.

Zwar kommt es immer wieder auch zu spontanen Kämpfen des Proletariats, zu Widerstandshandlungen gegen das Kapital, zu unkontrollierten Ausbrüchen des Volkszorns. Diese Kämpfe laufen jedoch ins Leere, wenn ihnen die organisierte Führung durch die Kommunistische Partei fehlt. Engels schreibt dazu: „Solange die unterdrückte Klasse, also in unserm Fall das Proletariat, noch nicht reif ist zu seiner Selbstbefreiung, solange wird sie, der Mehrzahl nach, die bestehende Gesellschaftsordnung als die einzig mögliche erkennen und politisch der Schwanz der Kapitalistenklasse, ihr äußerster linker Flügel sein“ (Engels: Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats, MEW 21, S. 168). Erst wenn innerhalb der Arbeiterbewegung die fortschrittlichsten Arbeiter, die in der Kommunistischen Partei organisiert sind, eine Führungsrolle übernehmen, erhalten die Kämpfe eine klare Richtung, da sie sich am Ziel der Machtübernahme orientieren. Erst dann gewinnen sie die Ausdauer, um auch nach Rückschlägen den Kampf immer wieder fortzusetzen; und die kollektive Einschätzungsfähigkeit und Weitsicht, um in jeder schwierigen Lage die Nerven zu behalten und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Nur mit einer solchen Führung kann die Arbeiterklasse ihre Kräfte im entscheidenden Moment, in der revolutionären Situation, bündeln und die Macht übernehmen. Die Kommunistische Partei ist somit eine unverzichtbare, ja sogar die wichtigste Waffe der Arbeiterklasse in ihrem Kampf um die Macht.