Der Kampf um Gleichstellung wird nur gemeinsam und gegen den Kapitalismus gewonnen 

Stellungnahme zum internationalen Frauenkampftag 2021

Deutschland hat seit knapp 16 Jahren eine Frau als Kanzlerin, in den USA ist eine schwarze Frau Vizepräsidentin, der Duden gendert mittlerweile und Frauen dürfen in den meisten Ländern der Welt wählen und arbeiten. Man könnte meinen, der Kampf um Gleichstellung wäre ausgefochten, aber der Schein trügt. Politische und ökonomische Unterdrückung von Frauen im Kapitalismus sind und bleiben Alltag. Die Frauenbewegung als Teil der Arbeiterbewegung ist wesentlich schwächer als noch vor 100 Jahren. Sie wieder aufzubauen, ist notwendiger denn je.

Frauenunterdrückung in Deutschland 2021

Frauen verdienen im Schnitt 20% weniger und leisten täglich zusätzlich zur Lohnarbeit durchschnittlich knapp 3 Stunden Hausarbeit. Auch Kindererziehung ist zum großen Teil Frauensache, 91% der Alleinerziehenden sind weiblich. Auch sind es meistens Frauen, die von körperlicher und sexualisierter Gewalt betroffen sind. Keins dieser Probleme ist neu, jedoch hat die Corona-Pandemie diese Probleme nochmal verschärft. Durch Homeschooling und Kitaschließungen werden arbeitende Frauen noch zusätzlich belastet, auch die Gewalt gegen Frauen nahm zu. Insbesondere in der Pandemie werden Berufe wie Krankenpflege, die überwiegend von Frauen ausgeübt werden, als systemrelevant bezeichnet und von der Politik beklatscht – in den Arbeitsbedingungen spiegelt sich die Wichtigkeit jedoch nicht wider.

Als Lösung für die Schlechterstellung der Frau wird oft nach Frauen in Führungspositionen geschrien – dies dient jedoch nicht den Frauen der Arbeiterklasse. Ausbeutung durch eine Frau bleibt Ausbeutung. Auch politisch bringt es den Arbeiterinnen nichts, von Frauen regiert zu werden: Merkel und Harris stehen für fehlende kostenlose und flächendeckende Kindertagesstätten, einen riesigen Niedriglohnsektor (mehrheitlich weiblich!) und Hausarbeit als Aufgabe der Frauen. Auch Merkel dankte dem Gesundheitspersonal, aber Floskeln betreuen nicht die Kinder oder bezahlen die Miete.

Politische Rechte für Frauen wie das Wahlrecht oder auch die Legalisierung von Abtreibungen mussten und müssen durch massive Proteste von Arbeiterinnen und Arbeitern von Unten durchgesetzt werden. Ökonomische Verbesserungen werden in gewerkschaftlichen Kämpfen errungen, weswegen es besonders wichtig ist, sich als Frau dort zu organisieren.

Wir stehen in der Tradition der internationalen proletarischen Frauenbewegung

Die Geschichte des Internationalen Frauenkampftags ist schon über 100 Jahre alt und fest verankert in der kommunistischen Tradition. Clara Zetkin forderte auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz 1910 die Einführung dieses Kampftages. Zunächst schrieb sich die proletarische Frauenbewegung das Frauenwahlrecht auf die Fahne, aber auch kollektive Kindererziehung und die Einrichtung von Volksküchen wurden gefordert, um die Versorgungs- und Erziehungsarbeit zu vergesellschaften und nicht allein Frauen tragen zu lassen. Dieser Kampf führte dazu, dass immer mehr Frauen in die Organisationen der Arbeiterbewegung eintraten und seit der Novemberrevolution 1918 Frauen erstmals in der deutschen Geschichte das Wahlrecht hatten. Am 8. März 1917 streikten in Petrograd Arbeiterinnen, die Ehefrauen von Soldaten und erstmals auch arme Bäuerinnen. Sie forderten Brot und Frieden. Diese Streiks waren Teil der Februarrevolution, später schlossen sich auch Arbeiter und Soldaten an und zerschlugen in der Oktoberrevolution endgültig die alten Machtverhältnisse und bauten eine sozialistische Räterepublik auf. Auch hier durften Frauen erstmals wählen und es gab erstmalig gleiche Löhne. Außerdem gab es nun mit Alexandra Kollontai die weltweit erste Botschafterin und Ministerin.

Zu Ehren der Rolle der Frauen in der Revolution wurde auf der Zweiten Internationalen Konferenz Kommunistischer Frauen 1921 der 8. März als internationaler Gedenk- und Kampftag eingeführt. Gefordert wurden eine Senkung der Lebensmittelpreise, die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen und Arbeitszeitverkürzungen ohne Lohnabzüge.

Genau 100 Jahre später ist dieser Kampf immer noch nicht gewonnen und seine Geschichte und vor allem die enge Verbundenheit der Frauenbewegung mit der Arbeiterbewegung weitestgehend in Vergessenheit geraten. Die doppelte Unterdrückungssituation von Frauen sollte deswegen in den Gewerkschaften eine besondere Rolle spielen und auch politische Organisationen müssen den Kampf für die Rechte von Frauen in ihre Agenda aufnehmen.

Ohne Sozialismus keine Befreiung der Frau – ohne Befreiung der Frau kein Sozialismus“

Im sozialistischen Kuba bekommen Frauen für die gleiche Arbeit das gleiche Geld, auch in der DDR war dies die Realität. Die Gleichberechtigung von Frau und Mann zu verwirklichen, war eines der Ziele der DDR und wurde sowohl politisch als auch ökonomisch umgesetzt. Lenin erkannte, dass dabei die Bildung eine essentielle Rolle einnimmt, um die Berufstätigkeit von Frauen zu ermöglichen. In der DDR gab es eine Einheitsschule, an der sowohl Mädchen als auch Jungen dieselbe Bildung bekamen. Jungen mussten lernen zu nähen und Mädchen hatten Werkunterricht – eine geschlechtsspezifische Trennung gab es nicht. Mädchen wurden außerdem gefördert, Berufe zu erlernen, die im Kapitalismus männerdominiert sind. Auch an Unis wurden Frauen gefördert. Im Jahr 1951 waren in der DDR nur 21,3% der Studierenden Frauen, im Jahr 1984 waren es 52,5%. Es gab demnach eine stetige Verbesserung.

Um die Berufstätigkeit der Frau mit der Gründung einer Familie zu vereinbaren, gab es für schwangere und stillende Frauen (finanzielle) Unterstützung und genug kostenlose Kindergartenplätze für alle Kinder.

Die Stellung der Frau innerhalb der Gesellschaft und Familie ist vor allem ökonomisch bedingt, weshalb eine Gleichwertigkeit letztendlich nur ökonomisch gelöst werden kann. Im Kapitalismus wird die Frau niemals vollkommen gleichgestellt sein. Die Frauenfrage ist untrennbar mit dem Klassenwiderspruch verbunden, weshalb es das objektive Interesse der (arbeitenden) Frau ist, die kapitalistische Gesellschaft in eine sozialistische Gesellschaft umzuwälzen, um sich zu befreien.

Innerhalb der Frauenbewegung in Deutschland gibt es viele Fragen und Probleme. Eine Klassenperspektive ist kaum zu finden. Gesellschaftliche Ursachen der Frauenunterdrückung werden von Scheinlösungen auf dem Gebiet der Sprache und des individuellen Verhaltens verdeckt. Häufig werden einfach Männer und nicht ein System aus Ungleichheit und Unterdrückung angegriffen. Wir, die Kommunistische Organisation, erkennen die Wichtigkeit der Arbeiterbewegung für die Befreiung der Frau an und laden dazu ein mit uns zu diskutieren, Dissense wissenschaftlich zu klären und gemeinsam für die Frauenbefreiung zu kämpfen.

Verwandt

Aktuell