In Mannheim fand am 15. September die alljährliche Gedenkkundgebung an die Widerstandsgruppe um Georg Lechleiter statt, die gegen den deutschen Faschismus kämpfte. Wir waren mit einem Banner anwesend und verteilten eine anlässlich des Gedenkens erstellte Broschüre.
Mit dem Banner wollen wir unterstreichen, dass der Kampf gegen den Faschismus zwangsläufig mit dem Kampf gegen den Kapitalismus und für den Sozialismus zusammenhängt. Diese Auffassung vertrat auch die Gruppe um Lechleiter, die in ihrer Zeitung „Der Vorbote“ die Notwendigkeit des Sozialismus benannte. Allerdings wird die Gruppe zunehmend entpolitisiert und ihre Nähe zur KPD gerät immer mehr in Vergessenheit. Mit unserer Broschüre wollen wir aufzeigen, dass die Gruppe eine klare marxistisch-leninistische Position vertrat.
Die Widerstandsgruppe um Georg Lechleiter war eine der letzten Zellen des Mannheimer Widerstands 1941/1942. Sie setzte sich hauptsächlich aus Kadern der KPD, aber auch SPD-Mitgliedern, parteilosen Antifaschisten und einfachen Arbeitern zusammen. Georg Lechleiter war Mitbegründer der KPD-Ortsgruppe in Mannheim. Zuletzt war er bis zu seiner Amtsenthebung im April 1932 Vorsitzender der KPD-Landtagsgruppe. Kurz nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten wurde er inhaftiert. Als er 1937 nach Mannheim zurückkehrte, setzte er seine Widerstandsarbeit in der Illegalität fort und begann den Aufbau von Betriebszellen.
Am Tag des Überfalls auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 beschloß die Lechleitergruppe eine Untergrundzeitung herzustellen: »Der Vorbote«. Darin klärte sie über die faschistischen Lügen auf, analysierte die wirtschaftliche und militärische Lage und schrieb darüber, wie die Organisationsarbeit und der antifaschistische Kampf aussehen soll, der keine “willkürliche Revolutionsmacherei” sein darf. Sie stand für die Bildung einer revolutionären Massenbewegung ein, die von der Kommunistischen Partei angeführt werden sollte, als Vorbotin der kommenden sozialistischen Revolution, um die kapitalistische Klassenherrschaft zu beseitigen. (Erste Ausgabe der Zeitung “Der Vorbote”, September 1941)
Am 26.02.1942, kurz nach der vierten Ausgabe des „Vorboten“ kam es zu schlagartigen Verhaftungen. Es gab harte Verhöre und unmenschliche Bedingungen im Gefängnis und im Zuchthaus. Schließlich kam es zu 19 Verurteilungen. Am 15. September 1942 und am 23. Februar 1943 wurden die Mitglieder der Gruppe mit dem Fallbeil in Stuttgart ermordet.
Wir können viel von der Gruppe um Georg Lechleiter lernen. Sie zeigt uns, wie die Taktik der Einheitsfront konsequent in die Tat umgesetzt wurde, indem sie mit der sozialdemokratischen Basis zusammenarbeitete, wobei die KPD die Führung übernahm. Sie veranschaulicht, wie die konspirative Arbeit in der Illegalität aussehen kann. Zudem zeigt sie uns, dass man selbst unter den Bedingungen der schwärzesten Reaktion ideologisch standfest bleiben muss. Die Widerstandsgruppe lehrt uns, wie aus einer richtigen Faschismusanalyse die entsprechende Praxis abgeleitet werden muss. Sie appellierte auch in der Illegalität nicht zur Rückkehr in eine bürgerliche Demokratie, sondern rief weiterhin alle Arbeiter auf zum “Kampf gegen die Naziherrschaft, gegen den Krieg, für den Frieden, für Freiheit und Brot, für ein Sowjet-Deutschland!”. (Letzte Ausgabe der Zeitung “Der Vorbote”, Dezember 1941)