Gedenken und ehren heißt weiterkämpfen!

Berichte zum Gedenken anlässlich des Tags der Befreiung vom und Sieg über den deutschen Faschismus

Berlin

Der Tag des Sieges über den Faschismus ist ein Tag des Feierns, aber auch des Innehaltens und Gedenkens. Doch in Berlin wurde er abermals zum Kampftag gegen Repressionen. Berlin wurde 1945 von der roten Armee befreit. Mit Entsetzen mussten wir nun das dritte Jahr in Folge feststellen, wie der deutsche Staat den Ausbruch des imperialistischen Krieges in der Ukraine 2022 nutzt, um ein angemessenes Gedenken und Feiern der Befreiung unserer Stadt durch die Sowjetunion zu verunmöglichen. Unser Entsetzen rührt nicht daher, dass er es tut: Natürlich ist der Sozialismus der Todfeind der bürgerlichen Herrschaft, denn er bedeutet den Bruch mit den Verhältnissen, die Ausbeutung, Armut, Elend und Krieg überhaupt erst hervorbringen. Er bedeutet den Bruch mit der Wurzel des Faschismus, den Bruch des Kapitalismus-Imperialismus. Unser Entsetzen rührt daher, wie perfide die Geschichte umgedeutet wird, denn per Allgemeinverfügung wird in Berlin seit drei Jahren der heutige russische Imperialismus mit der Sowjetunion gleichgesetzt. Die Gleichsetzung zweier Staaten, die gegensätzlicher nicht sein könnten, wird genutzt, um die Feier der Befreiung vom Faschismus zu entpolitisieren, indem quasi jeder Bezug zur Sowjetunion und ihrer Armee verboten wird. Doch gerade weil die rote Armee, im Gegensatz zum Militär kapitalistischer Staaten, ausschließlich für die Interessen der Massen gekämpft hat, müssen wir ihr Andenken so dringend hochhalten.
Um unseren Protest gegen die Verbote auf die Straße zu tragen, besuchten wir am Morgen des 9. Mai die Gedenkkundgebung der Kommunistischen Partei der Türkei (TKP) und der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE) am sowjetischen Ehrenmal am Treptower Park. Wir machten abermals die Erfahrung, dass die Berliner Verbotsverfügung weit mehr als anti-sowjetischen Geschichtsrevisionismus verkörpert, sondern im Kern purer Antikommunismus ist.
Uns wurde wegen unserer Fahne, wegen des Logos der KO, der Zugang zum Ehrenmal verwehrt, denn das Zeigen des internationalen Symbols des Kommunismus – Hammer und Sichel – gilt dem deutschen Staat ebenfalls als positive Bezugnahme auf den heutigen russischen Imperialismus und seinen Angriff auf die Ukraine. Die Schikane aller Besucher des Ehrenmals ging so weit, dass nicht nur stundenlanges Schlangestehen am Eingang gefolgt von Leibesvisitationen Voraussetzung für das Gedenken war, sondern sogar die Tageszeitung Junge Welt den Besuchern am Einlass abgenommen wurde. Der Grund? Auf dem Titel war ein Bild der Befreiung Berlins abgedruckt, auf dem eine Fahne mit Hammer und Sichel zu sehen war. Kurzerhand hat ein Teil der Genossen die Gedenkstätte ohne Fahnen besucht, um unseren Befreiern Nelken niederzulegen. Mit wehenden Fahnen sind einige Genossen vor der Gedenkstätte verblieben und konnten die Gelegenheit nutzen, die Gedenkstättenbesucher mit den Symbolen des Kommunismus zu empfangen und über die skandalösen Repressionen ins Gespräch zukommen.

Am Nachmittag veranstalteten wir einen antifaschistischen Rundgang auf dem Parkfriedhof Marzahn. Der Parkfriedhof ist nicht nur ziviler Friedhof, sondern ein Ort, an dem sich zahlreiche Gedenksteine und Ruhestätten von Kommunisten und Opfern des deutschen Faschismus befinden. Diese Orte haben wir genutzt, um uns mit wichtigen Episoden der deutschen Arbeiterbewegung zu beschäftigen. Die Märzkämpfe der Roten Matrosen 1919, der Altonaer Blutsonntag 1932 und die Untergrundarbeit jüdischer KPD-Gruppen im Widerstand gegen den Faschismus waren Themen unseres Rundgangs. Zum Abschluss besuchten wir den sowjetischen Ehrenhain und gedachten der Befreiung durch die Rote Armee mit antifaschistischen Liedern und einer kämpferischen Rede.

Leipzig

Anlässlich des Jahrestags der Befreiung vom Faschismus führten wir im Osten Leipzigs einen antifaschistischen Gedenkrundgang durch, der uns vom Ernst-Thälmann-Platz bis zum sowjetischen Ehrenhain am Ostfriedhof führte. Eingeleitet wurde der Rundgang mit einem Überblick zur Geschichte Leipzigs als Zentrum der deutschen Arbeiterbewegung, von den ersten Schritten hin zu einer Partei der Arbeiterklasse über die Novemberrevolution und den Kapp-Putsch bis zum antifaschistischen, kommunistischen Widerstand während des zweiten Weltkriegs. Es folgten Stationen zu den Anfängen der Arbeitervereine im 19. Jahrhundert, zum kommunistischen Schriftsteller Bruno Apitz, zur Geschichte des Ernst-Thälmann-Platzes, zu beispielhaften kommunistischen Biographien im Leipziger Osten, zu Zwangsarbeit und zur gezielten Ermordung von Kindern und Jugendlichen im deutschen Faschismus und zur Geschichte der Arbeiterzeitungen in Leipzig, vom „Volksstaat“ und LVZ über den zeitweiligen Druck des Zentralorgans der KPD, der Roten Fahne, bis hin zur Sächsischen Arbeiterzeitung. Dabei sind wir, um die Ereignisse in ihrem Kontext zu verstehen, unter anderem eingegangen auf die Bolschewisierung der KPD, den Charakter des Faschismus als Klassenherrschaft des Kapitals, die Entwicklung der Jugendverbände der Arbeiterklasse hin zum Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) und die Bedeutung der Zwangsarbeit für den deutschen Imperialismus zwischen 1933 und 1945.
Am sowjetischen Ehrenhain am Ostfriedhof gedachten wir der Opfer des Faschismus und derjenigen, die im Kampf gegen ihn starben, und legten Nelken an den Gräbern und den Denkmälern nieder. In einer Rede thematisierten wir die Verbrechen des deutschen Faschismus, seine antikommunistische und antibolschewistische Funktion und die heutigen Verdrehungen und Verfälschungen des bürgerlichen Gedenkens. Ein Genosse der ukrainischen Organisation RFU, dessen Großvater als Rotarmist sein Leben ließ, sprach darüber, dass die Sowjetbürger ukrainischer und russischer Nationalität gemeinsam kämpften anstatt wie heute gegeneinander.
Es wurde deutlich, worin die Aufgabe heute besteht: Wir müssen ihren Kampf fortführen – es ist der gemeinsame Kampf als Arbeiterklasse gegen das imperialistische System, das versucht, uns zu spalten und uns gegeneinander für Kapitalinteressen ins Feld zu führen.

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