Berichte der Gießener Veranstaltungsreihe 2023
Am Dienstag, den 24. Oktober führten wir in Gießen die öffentliche Veranstaltung ,,Frauenkampf ist Klassenkampf!‘‘ durch. Knapp 25 Personen folgten unserer Einladung und diskutierten mit uns. Wir stellten unsere Positionen der Frauenfrage dar. Zentraler Punkt unserer Präsentation war, dass die Frau im kapitalistischen System durch Lohnarbeit und durch unentlohnte Reproduktionsarbeit doppelt ausgebeutet wird. Die Alternative zur kapitalistischen Ausbeutung der Frau zeigten die beispielhaften Errungenschaften in der Frauenfrage in den Staaten des Realsozialismus, namentlich der DDR. Dabei wandte sich der Vortrag auch gegen die idealistischen Vorstellungen zur Frauenbefreiung im Rahmen der Identitätspolitik. Die sich an den Vortrag anschließende Debatte fokussierte sich auch auf die Frage, wie Frauen konkret organisiert werden können und sollten, sowie auf eine Kritik an der Identitätspolitik. Dabei wurde von den Debattierenden eine eher kritische Position hinsichtlich der Identitätspolitik eingenommen (eine ausführliche marxistische Kritik der „postmodernen Identitätslinken“ und des identitätspolitischen Antirassismus findet sich hier).
Trotz der lokalen Hetze konnten wir am 23. November den zweiten Teil unserer Veranstaltungsreihe unter dem Titel System change not climate change im Mesopotamischen-kurdischen Kulturzentrum in Gießen stattfinden lassen. Nach einer kurzen Vorstellung der KO hielt eine Genossin vor circa 15 Teilnehmenden den Hauptvortrag zum Klimawandel. Der Vortrag, der sich an den inzwischen veröffentlichten Thesen zu Klimawandel und Klassenkampf orientierte, legte dabei den Fokus vor allem auf die Ursachen der Klimakrise, an der vor allem die Kapitalistenklasse Schuld ist, die Folgen des Klimawandels, der vor allem die Arbeiterklasse weltweit treffen wird, und schließlich auch kontrovers auf die einzelnen Akteure der Klimabewegung in Deutschland. Behandelt wurden vor allem Ende Gelände, Fridays for Future, Extinction Rebellion und die Letzte Generation, deren Ziele zwar zum Teil nachvollziehbar seien, die jedoch aufgrund ihrer oftmals dominierenden kleinbürgerlichen Ideologie und ihrer zum Teil arbeiterfeindlichen Praxis keine wirkliche Schlagkraft entfalten.
Am 7. Dezember schlossen wir unsere Diskussions- und Vortragsreihe in Gießen „Aber was heißt eigentlich…“ mit dem Thema „Kommunismus ist unsere Zukunft“ ab. Wir setzten uns während des Vortrags mit den Grundlagen des Marxismus auseinander. Es wurden dabei Fragen beantwortet wie: Was ist der Materialismus im Gegensatz zum Idealismus?, Was bedeutet eigentlich Ausbeutung im marxistischen Sinne? Warum ist der Marxismus eine Wissenschaft, die auf eine revolutionäre Veränderung der Gesellschaft ausgerichtet ist? Was macht eine Klassenlose Gesellschaft aus? Dabei beteiligten sich die Teilnehmenden mit vielen Nachfragen, Ergänzungen und Beispielen. Bei der anschließenden Diskussion stand die Frage im Vordergrund, wie ein sozialistischer Staat eigentlich aussehen soll, im Gegensatz zu einem Staat im Kapitalismus. Wir diskutierten darüber, was Räte eigentlich wirklich sind und welche Rolle sie im Demokratischen Zentralismus spielen. Außerdem tauschten wir uns darüber aus, welche Möglichkeiten sich in einer sozialistischen Gesellschaft ergeben, Diskriminierungsformen wie Sexismus, Homophobie, Rassismus zu bekämpfen. Und auch wie sich unser aller Bewusstsein verändern kann von Ideen im Kapitalismus die auf Individualismus und „kauf dich glücklich“ zu einem kollektiven und solidarischen Zusammenleben. Des weiteren diskutierten wir, was es konkret bedeutet, nicht für den Tausch und den Markt und damit nicht für den Profit zu produzieren, sondern für die Bedürfnisse der Menschen. Dabei trugen wir viele spannende Beispiele zusammen wie die Superfest-Trinkgläser der DDR.
Die Veranstaltung war geprägt von einer sehr guten genossenschaftliche Atmosphäre. Der Vortrag wurde von den Teilnehmenden als informativ ausgewertet und die offene Diskussion regte den Großteil dazu an, sich zu beteiligen. Auch dieser Abend hat wieder gezeigt, dass es viele Vorteile hat sich den wissenschaftlichen Sozialismus gemeinsam zu erarbeiten, sich auszutauschen und die einzelnen Argumente auf Stichhaltigkeit zu prüfen. Wir freuen uns auf weitere Diskussionen!